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Zur Herstellung von Wissen und Diversität – un_bedingte Frage der Profession

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Praxishandbuch Habitussensibilität und Diversität in der Hochschullehre

Zusammenfassung

Mit Blick auf die Herausforderungen eines Umgangs mit Vielfalt hebt der Artikel den Zusammenhang der Herstellung von Wissen und der Herstellung von Differenz hervor und richtet in Verbindung damit die Aufmerksamkeit auf mögliche Handlungsspielräume und professionelle/gesellschaftliche Verantwortung im Zusammenhang der Herstellung von Wissen, Öffentlichkeit und demokratischer Teilhabe. Ausgehend von einem machtkritischen Diversitätsbegriff in Hinblick auf eine diversitäts- und machtreflexive Konzeption von Hochschule und Profession und Wege für Veränderung, Öffnung und Entwicklung des Bildungsraums sowie des professionellen Handelns aller in diesem Raum wirkenden Akteure, argumentiert die Autorin für ein dekonstruktiv-kritisches Befragen genau jener Kategorisierungen und Zuschreibungen, die etwa einen Habitus prägen. Ein solches Befragen hat, so das Argument, auch die Herstellungsbedingungen genau jener Kategorisierungen sowie der gesellschaftlichen/institutionellen Struktur(en) zu fokussieren, in denen diese als realitätswirksame ‚Gewissheiten‘ hergestellt werden. Hinsichtlich damit verbundener professioneller Anforderungen in Lehr-/Lernprozessen ebenso wie in Hochschulmanagement und -politik wird die Bedeutung und das Potenzial von Coaching/Beratung als strukturierte Begleitung/Unterstützung von (Selbst-)Reflexion und individueller wie organisationaler Professionalisierung und Entwicklung hervorgehoben, um eine kritische Veränderung von Inklusions-, Exklusions- und Diskriminierungsstrukturen in Prozessen der Wissensproduktion zu befördern.

Die Universität müßte also auch der Ort sein,

an dem nichts außer Frage steht

(Derrida [1998] 2010, S. 190)

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Notes

  1. 1.

    Jacques Derridas Text Die unbedingte Universität (The university without conditions/L’université sans condition) in deutscher Sprache zunächst 2001 bei Suhrkamp erschienen, ist die publizierte Fassung eines Vortrages, den Derrida unter dem Titel Die Zukunft der Profession oder Die unbedingte Universität (Was morgen geschehen könnte, den „Humanities“ sei Dank) im April 1998 an der Universität Stanford (Kalifornien) und im gleichen Jahr auch in Frankfurt gehalten hatte.

  2. 2.

    Vgl. beispielhaft für zahlreiche Artikel in Print- und Online-Medien etwa jenen von Thomas Thiel in der FAZ vom 8.11.2017: Gender Studies. Der Konformismus des Andersseins. http://wwwfaz.net/suche/?query=der+konformismus+des+andersseins&resultsPerPage=20. Zuletzt zugegriffen: 14. Dezember 2017.

  3. 3.

    In den zunächst von Wien ausgehenden europaweiten Protesten wurden Forderungen nach Demokratisierung statt Ökonomisierung von Bildung, nach antidiskriminatorischen Betriebsvereinbarungen in allen Bildungseinrichtungen, nach selbstbestimmtem, forschendem Studieren und folglich auch forschungsgeleiteter, forschender Lehre, statt Verschulung und Bürokratisierung gefordert, vgl. Heissenberger et al. 2010; Lummerding 2012.

  4. 4.

    Anselm Böhmer spricht diesbezüglich von einer im Kontext neoliberaler Verallgemeinerung ökonomischer Marktmechanismen geforderten „Kompetenzmaschine“ (Böhmer 2016, S. 39 f.).

  5. 5.

    Zur Geschichte des Anspruchs einer formalen Öffnung der Hochschulen seit den 1960er Jahren vgl. Demirović 2010, S. 401 f.

  6. 6.

    Hier ist eine kritische Auseinandersetzung mit den Prämissen, Vorannahmen und Bedingungen jeder Forschung deutlich zu unterscheiden etwa von Vorstellungen, Wissenschaft bestünde im ‚interesselosen‘ ‚Entdecken‘ einer ‚gegebenen‘ und unveränderlichen ‚Wahrheit‘.

  7. 7.

    Derrida formuliert seine Frage nach der Aktualität und Zukunft an der Universität Stanford, einer der US-amerikanischen privaten Hochschulen, die als Elite-Institutionen gelten und hinsichtlich Privatisierung und Öffnung gegenüber der Wirtschaft Vorbild für europäische Entwicklungen waren und sind – Entwicklungen, die besonders die Humanities zunehmend unter ökonomisch definierten Legitimationsdruck setzen.

  8. 8.

    Umgekehrt gilt für Weiterbildungs- oder Beratungsformate zum Thema Diversität gleichermaßen, dass sich eine entsprechende Auseinandersetzung nicht auf den Umgang mit als ‚anders‘ markierten Personen/‚Gruppen‘ beschränken kann, sondern untrennbar mit der im jeweiligen Zusammenhang wirksamen Konzeption und Praxis von Wissensproduktion und Forschung zu verknüpfen ist, also das professionelle Handeln in einem umfassenden Sinn betrifft.

  9. 9.

    Thomas Höhne sei an dieser Stelle für den inspirierenden kollegialen Austausch gedankt.

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Lummerding, S. (2019). Zur Herstellung von Wissen und Diversität – un_bedingte Frage der Profession. In: Kergel, D., Heidkamp, B. (eds) Praxishandbuch Habitussensibilität und Diversität in der Hochschullehre. Prekarisierung und soziale Entkopplung – transdisziplinäre Studien. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22400-4_4

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

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