Zusammenfassung
„Der Körper: so haben wir ihn erfunden. Wer sonst in der Welt kennt ihn?“ konstatiert Jean-Luc Nancy gleich zu Beginn seines philosophischen Corpus und drückt damit die in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften inzwischen geteilte Grundeinsicht aus, der zufolge der menschliche Körper nicht als natürliche oder ursprüngliche Substanz angenommen werden kann, sondern das stets besondere und immer nur vorläufige ‚Produkt‘ von Prozessen und Verhältnissen ist: von historischen Entwicklungen und sozialen Interaktionen (Nancy 2003, S. 10). Dieser Einsicht folgend, kommen sozialwissenschaftliche Interaktionstheorien ohne die Berücksichtigung des Verhältnisses des Menschen zu seinem Körper genauso wenig aus, wie umgekehrt die Soziologie des Körpers auf den Einbezug interaktionstheoretischer Überlegungen verzichten kann. Den ‚klassischen‘ Ausgangsort für das in diesem Beitrag verfolgte wissenssoziologische Zusammendenken von Körper, Geschichte und Interaktion markiert denn auch Georg Simmel, wenn er in seinen „Grundfragen der Soziologie“ wiederholt vom „Leben der Gesellschaft“ spricht und sich damit eine grammatikalische Mehrdeutigkeit mit durchaus systematischen Charakter leistet.
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Müller, M.R., Raab, J. (2017). Interaktionstheorie. In: Gugutzer, R., Klein, G., Meuser, M. (eds) Handbuch Körpersoziologie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-04136-6_32
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