Die Anwendung von Beta-Strahlern bei nichttumorösen Prozessen des vorderen Augenabschnittes

Zusammenfassung

Ionisierende Strahlen wurden bereits kurz nach ihrer Entdeckung auch in der Augenheilkunde zu therapeutischen Zwecken eingesetzt. Da ausreichende Erfahrungen über die Belastbarkeit und Reaktionsformen der einzelnen Augengewebe einschließlich der periorbitalen Region noch nicht vorlagen, war auch der Indikationsbereich entsprechend unübersichtlich. Es überrascht nicht, wenn den ersten enthusiastischen Berichten über die gute Wirksamkeit z.b. von Röntgenstrahlen auch Angaben über Mißerfolge und Behandlungsschäden gegenübergestellt wurden. Diese Zurückhaltung und in gewisser Weise sogar Skepsis ließen sich erst beseitigen, als man aufgrund tierexperimenteller Befunde und klinischer Erfahrungen feststellte, daß die Strahlenwirkung von der verabreichten Dosis abhängt (Rauch, 1914). Auch die Kenntnis der Strahlensensibilität der einzelnen Augengewebe sah man schließlich als wesentliche Voraussetzung für eine therapeutische Anwendung ionisierender Strahlen an (Stargardt, 1912). Bei der Strahlentherapie in der Ophthalmologie spielt die Schonung der so unterschiedlichen und teilweise empfindlichen Gewebsstrukturen eine entscheidende Rolle. Da sich mit Gamma-Strahlen oder mit konventionellen Röntgenstrahlen auch bei exaktester Einstellung, selbst unter Nahbestrahlungsbedingungen, eine Belastung der angrenzenden Gewebsanteile nicht ausschließen läßt, hat sich die Beta-Bestrahlung in nahezu idealer Weise angeboten. Gerade im Bereich der vorderen Augenabschnitte ist wegen der engen Nachbarschaft unterschiedlicher Strukturen wie Kornea, Bindehaut, Ziliarkörper und Kammerwinkel oder Linse eine gezielte, gut dosierbare Strahlung mit abschätzbarer Tiefenwirkung wünschenswert. Nach Einführung der Beta-Strahlen in der Therapie von Augenkrankheiten (Burnam u. Neill, 1940; Larsson, 1946; Ruedemann u Glasser, 1946; Ruedemann,1949) haben Friedell u. Mitarb. (1950, 1954) Beta-Applikatoren konstruiert und damit Möglichkeiten eröffnet, ohne wesentliche Gefahr radiogener Komplikationen Veränderungen der Konjunktiva und Kornea erfolgreich zu behandeln. Die vielfältigen Formen der Applikatoren sind je nach Verwendungszweck anwendbar.