Zusammenfassung
Auch Jean Paul, von dem wir wissen, daß er Herder noch persönlich sehr nahe stand2, vergleicht den Traum, wie Novalis, ausdrücklich mit der Dichtkunst, ja „der Traum ist unwillkürliche Dichtkunst“. Jean Paul zergliedert aber auch jene Verwandlung des Träumers in die „Traumstatisten“ zum erstenmal näher: Wie ein Shakespeare gibt der Träumer den spielenden Personen „die eigentümlichste Sprache, die schärfsten Merkworte ihrer Natur“ ein, vielmehr soufflieren sie es ihm, nicht er ihnen. „Daß die Traumstatisten uns mit Antworten überraschen, die wir ihnen doch selber eingegeben haben, ist natürlich; auch im Wachen springt jede Idee wie ein geschlagener Funke plötzlich hervor, die wir unserer Anstrengung zurechnen; im Traume aber fehlt uns das Bewußtsein der letzteren, wir müssen die Idee also der Gestalt vor uns zuschreiben, der wir die Anstrengung leihen.“ Ebenso macht es der echte Dichter; er schaut seine Gestalten wie im Traume „lebendig an und dann höret er sie“. Der Charakter des Helden muß dem Dichter „eingeben“, nicht umgekehrt.
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Literatur
Freud: Das Ich und das Es. Internat. Psychoanal. Verlag. 1923
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Binswanger, L. (1928). Von der Romantik bis zur Gegenwart. In: Wandlungen in der Auffassung und Deutung des Traumes. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-48567-1_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-48567-1_3
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