Zusammenfassung
Der pädagogische Diskurs über die Herausforderungen von Migrationsprozessen für die Umgestaltung der mit der Organisation und dem Angebot von Bildung befassten Institutionen wurde in den 1960er Jahren so gut wie gar nicht und in den 1970er Jahren im Wesentlichen von den für die „Ausländerpädagogik“ zuständigen Experten geführt. Demgegenüber kann für die 1980er und 1990er Jahre eine sich verbreiternde und verstetigende Auseinandersetzung darüber konstatiert werden. In immer mehr pädagogischen Teilsystemen und Praxisfeldern ist eine zunehmende interkulturelle Orientierung nachweisbar. Innere Reformen, im Sinne einer Umgestaltung der jeweiligen institutionellen Binnenverhältnisse, und äußere Reformen, verstanden als Veränderung struktureller Rahmenbedingungen und allmählicher Institutionalisierung von Praxis- und Projekterfahrungen, haben in den vergangenen Jahrzehnten im allgemein bildenden Schulsystem tiefgreifende Veränderungen erbracht. Einer einstimmig gefassten Empfehlung der Kultusministerkonferenz zur „Interkulturellen Bildung und Erziehung in der Schule“ (KMK 1996) folgend, wird in den Lehrplänen aller sechzehn Bundesländer zumindest in den Präambeln auf die ethnische und sprachliche Vielfalt der Schülerschaft explizit hingewiesen und sind interkulturelle Unterrichtsthemen angeregt oder verpflichtend vorgeschrieben (Gogolin/Neumann/Richter 1998). Auch in der Lehrerbildung ist die Interkulturelle Pädagogik zu einem festen Bestandteil der Studienpläne geworden, fast überall können Studierende einen solchen Schwerpunkt wählen, viele Universitäten bieten außerdem entsprechende Erweiterungsund Zusatzstudiengänge an.
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Literatur
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Schroeder, J. (2011). Wenn Schulen Vielfalt nutzen (möchten). Möglichkeiten und Hindernisse im Umgang mit Diversität im Bildungssystem. In: Bukow, WD., Heck, G., Schulze, E., Yildiz, E. (eds) Neue Vielfalt in der urbanen Stadtgesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93082-4_6
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