Zusammenfassung
Armut stellt auch für einen Wohlfahrtsstaat wie die Bundesrepublik Deutschland eine große Herausforderung dar. Die allgemeinen Wohlstandszuwächse und der Ausbau der sozialen Sicherungssysteme haben entgegen früheren Erwartungen nicht zu einer Angleichung der Lebensverhältnisse geführt (Leibfried & Voges 1992). Vielmehr haben sich gesellschaftliche Problemlagen und Verteilungsungleichheiten verfestigt und zum Teil noch verschärft. Armut bedroht zunehmend auch die ehemals gut situierten und gesicherten gesellschaftlichen Mittellagen. Die Erosion des Normalarbeitsverhältnisses, die Zunahme prekärer Arbeitsmarktanbindung und die hohe Arbeitslosigkeit sind Ursachen dafür, dass immer mehr Menschen zumindest zeitweise durch Armut bedroht sind. Die demografische Alterung und die daraus resultierende Destabilisierung des sozialstaatlichen Fundaments, das in Deutschland durch die in die Erwerbsarbeit einbezogenen Beitragszahler gebildet wird, spitzen die Situation weiter zu. Zusätzliche Belastungen ergaben sich durch die Wiedervereinigung Deutschlands und die damit verbundenen gesellschaftlichen Transformationsprozesse, die den politischen Handlungsspielraum lange Zeit eingeschränkt haben (Ludwig- Mayerhofer & Barlösius 2001).
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Lampert, T. (2011). Armut und Gesundheit. In: Schott, T., Hornberg, C. (eds) Die Gesellschaft und ihre Gesundheit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92790-9_32
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