Zusammenfassung
Kann die (Grund-)Schule Resilienz, jene neuerdings so vieldiskutierte und vielbeschworene „magische Persönlichkeitsqualität“, die es Menschen ermöglicht, widrigen Verhältnissen zu trotzen, sich von den „Tiefschlägen des Schicksals“ nich tunterkriegen zu lassen und sich trotz Belastungen und Schwierigkeiten im Leben zu behaupten, gezieltfördern? Kann sie wirklichmithelfen, traumatische Erfahrungen zu überwinden, persönlichen Lebenssinn zu finden und realistische Lebensperspektiven zu entwickeln? Oder brauchten Kinder schon immer ein beträchtliches Maß an Resilienz, an seelischer Stabilität und Widerstandskraft, um die mit der Schule verbundenen Belastungen und Zumutungen einigermaßen heil zu überstehen? Immerhin hat der verdiente Kinder- und Jugendpsychiater Reinhardt Lempp die Schule einmal als „den wichtigsten pathogenen Faktor in der Entwicklung heutiger Kinder“ eingeschätzt und beklagt, dass die Schule in jüngster Zeit immer mehr „zur Belastung der Familie, ja zum Teil zu ihrem Zerstörer geworden“ sei (Lempp 1991: 27). Und in der großen empirischen Kinderglück sstudie von 2007, in der Anton A. Bucher nichtnur nachdem Wohlbefinden, sondern explizitnachdem Glück serleben heutiger Kinder in unterschiedlichen Lebensbereichen gefragthat, kommtder Verfasser zu dem Fazit: „Die Kinder in Deutschland empfinden in ihren Familien in hohem Maß Geborgenheit und Glück. (…) Die Schule erscheintihnen dagegen mit zunehmendem Alter als düstere Gegenwelt, als ‚Glückskiller Nummer eins‘“ (Bucher 2007: 27).
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Göppel, R. (2011). Resilienzförderung als schulische Aufgabe?. In: Zander, M. (eds) Handbuch Resilienzförderung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92775-6_17
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