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Professionalität im Post-Wohlfahrtsstaat. Zur aktivierungspolitischen Reformulierung Sozialer Arbeit

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Soziale Arbeit als Wohlfahrtsproduktion

Zusammenfassung

Soziale Arbeit ist konstitutiver Bestandteil der wohlfahrtsstaatlichen Bearbeitung sozialer Ungleichheit und Akteur in der Wohlfahrtsproduktion. Form und Ausmaß der Wohlfahrtsproduktion durch Soziale Arbeit sind beeinflusst von veränderlichen sozialpolitischen Bedingungen und je historisch spezifischen Bearbeitungsweisen des Sozialen. Mit diesen je spezifischen sozialpolitischen Rahmenbedingungen korrespondieren auch je spezifische Bestimmungen sozialarbeiterischer Professionalität. Deren inhaltliche Auffüllungen und Realisierungen sind in diesem Sinne nicht als feststehend, unveränderlich oder stabil zu betrachten. Vielmehr ist das, was Professionalität ist, wie sie verstanden, definiert und praktiziert wird, ebenfalls historisch und sozialpolitisch spezifisch sowie von hoher Plastizität. Professionalität ist synchron und diachron uneinheitlich, plural, verhandelbar, perspektivisch und relational u. a. zu je aktuellen wohlfahrtsstaatlichen Arrangements. In dieser Veränderlichkeit kursieren unterschiedliche Bestimmungen von Professionalität, werden gleichzeitig und im Zeitverlauf differente Professionalitäten kommuniziert und performiert. Welches sind die im Zeitverlauf veränderlichen Konstitutionsbedingungen der Profession? Unter welchen politisch-programmatischen Bedingungen wird Soziale Arbeit je realisiert? Was gilt dabei jeweils als professionell? Insbesondere unter Berücksichtigung einer Umstrittenheit von Professionalität geht es um die Frage, wie Soziale Arbeit im Kontext derzeitiger sozialpolitischer Transformation im ‚post-wohlfahrtsstaatlichen Arrangement‘ gestaltet wird. In diesem wirken Diskurskonjunkturen wie zum Beispiel der Aktivierungsdiskurs (vgl. Dahme et al. 2003), Debatten um die so genannte Underclass (vgl. Chassé 2010) oder Kinderschutz (vgl. Wazlawik i. d. B.) sowie entsprechende Programmatiken und Denkweisen als wesentlich für Soziale Arbeit. Aus ihnen werden spezifische Adressat_innengruppen ebenso wie entsprechend adressat_innenspezifische Interventionsformen abgeleitet. Diese jeweiligen sozial- und gesellschaftspolitischen Diskurskonjunkturen haben Effekte darauf, wer als Adressat_in Sozialer Arbeit betrachtet wird, auf welche Art und Weise diese identifizierten Gruppen als solche adressiert werden und wie Soziale Arbeit je spezifisch angeboten, organisiert und erbracht sowie in ihrer Professionalität der Problembearbeitung benannt wird. Diese beiden zusammenhängenden oder kommunizierenden Veränderungsbewegungen des sozialpolitischen Arrangements und der Sozialen Arbeit stehen im Mittelpunkt der folgenden dreischrittigen Überlegung, die zunächst die variablen sozialpolitischen Rahmenbedingungen Sozialer Arbeit im Sinne wohlfahrtsstaatlicher Kontinuitäten und Brüche in den Blick nimmt, um abschließend den Aktivierungsauftrag an Soziale Arbeit in diesen Kontext einzuordnen und professionstheoretisch kritisch zu hinterfragen.

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Heite, C. (2011). Professionalität im Post-Wohlfahrtsstaat. Zur aktivierungspolitischen Reformulierung Sozialer Arbeit. In: Böllert, K. (eds) Soziale Arbeit als Wohlfahrtsproduktion. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92694-0_7

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