Detlef Garz hat in den letzten Jahren intensiv zum schweren Schicksal deutscher Juden geforscht, die vor dem Nazi-Regime fliehen mussten und ins Exil, großenteils, in die USA gingen. Wie schwer diese Entscheidung fiel, die den Verlust der gesamten vorausgehenden Existenz bedeutete, mag man daran ermessen, dass viele betroffene Juden sie trotz der objektiven Bedrohung durch die Rassenideologie und -politik der Nazis hinauszögerten, bis es zu spät war, weil sie sich nicht vorstellen konnten, dass die Herrschaft des Volkes, dessen Kultur sie häufig maßgeblich verkörperten, sie so gnadenlos verfolgen und brutal ermorden würde. Nachdem das unvorstellbare Ausmaß des Massenmordes an den Juden Europas durch die Nazis offensichtlich geworden war, musste das Exil in den USA nachträglich als glückliche Rettung erscheinen, für die man Dankbarkeit empfand. Gleichwohl blieb es ein schweres Schicksal, weil man in der Regel alles verlor, was man selbst sich bis dahin aufgebaut hatte und was einem aus Familienerbe und -tradition erwartungsgemäß zustand. Aber nicht nur diesen – vornehmlich materiellen – Verlust hatte man hinzunehmen. Schwerer ins Gewicht fiel häufig der radikale, plötzliche Ausfall aller früheren biographischen und sozialen Verwurzelungen.
Diesen Beitrag habe ich ohne die Möglichkeiten des Rückgriffs auf Bibliotheken oder bibliographische Hilfsmittel verfasst. Deshalb musste ich auf Zitate und Literaturhinweise leider weitgehend verzichten.
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Literatur
Bartmann, Sylke (2006): Flüchten oder Bleiben? Wiesbaden: VS Verlag
Kirsch, Sandra (2009): Emigration als Herausforderung für Prozesse der Einbindung und Ablösung in Kindheit und Jugend. Eine Studie zu Identitätskonstruktionen von aus dem nationalsozialistischen Deutschland emigrierten Kindern und Jugendlichen. Mainz: im Erscheinen
Geulen, Dieter/Veith, Hermann (Hrsg.) (2004): Sozialisationstheorie interdisziplinär - Aktuelle Perspektiven. Stuttgart: Lucius & Lucius
Oevermann, Ulrich: Sozialisation als Prozeß der Krisenbewältigung. In: Geulen/Veith (Hrsg.) (2004): 155–181
Oevermann, Ulrich: „Wissen, Glauben, Überzeugung. Ein Vorschlag zu einer Theorie des Wissens aus krisentheoretischer Perspektive“, in: Dirk Tänzler, Hubert Knoblauch, Hans-Georg Soeffner (Hg.) Neue Perspektiven der Wissenssoziologie. Konstanz: UVK, 2006. S. 79 – 118.
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Oevermann, U. (2009). Biographie, Krisenbewältigung und Bewährung. In: Bartmann, S., Fehlhaber, A., Kirsch, S., Lohfeld, W. (eds) „Natürlich stört das Leben ständig“. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91620-0_3
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