Auszug
Die Diskussion zu Regional Governance richtet sich auf die Frage, wie Entwicklungsprozesse auf regionaler Ebene in einer zunehmend fragmentierten und sektoralisierten Welt verwirklicht werden können. Angenommen wird, dass Akteure hierbei gemeinschaftliche Lösungen finden müssen. Wenn etwa in einer schrumpfenden Region jeder isoliert handelt, löst dies einen Circulus vitiosus sich beschleunigender Abwanderung aus, weil niemand Zukunftschancen sieht. Setzen sich dagegen die Akteure zusammen, entwickeln Ideen des „Standhaltens” und bemühen sich um eine gemeinsame Aufbruchstimmung, lässt sich der Prozess möglicherweise aufhalten. Solche kollektiven Governance-Prozesse werden deshalb schon seit längerem in der Innenstadtsanierung oder bei der Aufwertung von Straßenzügen genutzt. Wenn jeder auf sich gestellt ist, unterbleibt die Sanierung; denn Einzelgebäudesanierung rentiert sich nicht, wenn das Umfeld weiter verkommt. Solche suboptimalen Entscheidungen als Folge mangelnder Koordination werden in der Literatur mit dem Begriff „Gefangenen-Dilemma” (Scharpf 2000:131) oder „Rationalitätsfalle” bezeichnet. Sie können ursächlich für „Aufstieg und Niedergang regionaler Wirtschaftscluster” sein, vor allem dann, wenn Gemeinschaften im Zuge der Modernisierung erodieren (Glassmann/Voelzkow 2005). Dies zu verhindern erfordert die Identifikation und Bearbeitung von Gemeinschaftsaufgaben durch eine größere Zahl von Akteuren aus unterschiedlichen Bereichen, die zur Kooperation eines Anstoßes oder Promotors bedürfen. Zur Bezeichnung der dabei entstandenen Formen und Interaktionsmuster hat sich der Begriff Regional Governance durchgesetzt.
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Fürst, D. (2007). Regional Governance. In: Benz, A., Lütz, S., Schimank, U., Simonis, G. (eds) Handbuch Governance. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90407-8_26
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