Auszug
Bei der Politikberatung im weitesten Sinne geht es vor allem um das Einbringen von „Sachverstand“ in den politischen Prozess. „Sachverständige“ (Experten) für die Lieferung von (wissenschaftlichen) Informationen findet man auf sehr unterschiedlichen Ebenen unserer großorganisatorisch strukturierten Gesellschaft: im Parlament, in der Administration, in den Interessenverbänden und vor allem in der Wissenschaft. Unter wissenschaftlicher Beratung der Politik im weiteren Sinne kann man die Beratung durch Personen verstehen, die wissenschaftliche Methoden und Denkweisen anzuwenden verstehen, im engeren Sinne die meist institutionalisierte Beratung in unterschiedlichen Formen durch diejenigen, die hauptberuflich in der Forschung stehen und auf Grund (neuer) wissenschaftlicher Erkenntnisse politische Instanzen beraten. Hier geht es um Begegnungsformen von zwei Aktionssystemen, die einander immer mehr durchdringen, prinzipiell aber durch unterschiedliche „Logiken“ und Wirkungsimperative gekennzeichnet sind, und deren Mitglieder meist von unterschiedlichen Rollenerwartungen bzw. Rollenverhalten bestimmt werden. Während das politische Handlungssystem in seiner demokratisch pluralistischen Form durch Begriffe wie Konflikt, Interesse, Macht, Konsens und letztlich Mehrheitsentscheidung gekennzeichnet ist, setzt das Wissenschaftssystem vor allem auf Erkenntnisfortschritt über „Wahrheitssuche“.
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Lompe, K. (2006). Traditionelle Modelle der Politikberatung. In: Falk, S., Rehfeld, D., Römmele, A., Thunert, M. (eds) Handbuch Politikberatung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90052-0_3
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