Zusammenfassung
In der einleitenden Passage seiner Jenaer Antrittsvorlesung Ueber die Bedeutung der Schädelknochen äußert der achtundzwanzigjährige Oken im Anschluß an die an Jena gerichteten Grußworte, daß ihn „zum Abschiede von dem tiefgelehrten, weltumfassenden Göttingen“ nur die „Hoffnung zu einer entschiedenen, bestimmten Äußerung des wissenschaftlichen Lebens“2 in Jena zu bewegen vermochte. Im Hinblick auf seinen wissenschaftlichen Werdegang in Göttingen heißt es dann: „Empfangt Ihr Freunde und Gönner und Gelehrte, und du dienstfertige Bibliothek, die ich Euch mit Wehmut verlassen habe, mein inniges Lebewohl, und meinen reinsten Dank für die Ausbildung des Lernenden zum Lehrer, die ich unter und durch Euch erhalten habe!“3 Diese im Rückblick geäußerten Worte verklären bzw. beschönigen freilich einiges. Nicht nur daß die Begründung für seinen Wechsel nach Jena angesichts von Okens aussichtsloser materieller Situation in Göttingen leicht befremdend wirkt.4 Auch seine Beziehung zu den Göttinger Gelehrten klingt hier viel zu harmonisch. Ein Kontrast mit Okens Briefen aus der Anfangszeit seines Göttinger Aufenthaltes mag dies verdeutlichen.
Zu Oken in Göttingen vgl. die Arbeit von Hermann Bräuning-Oktavio: Oken und Göttingen. In: Berichte der Naturforschenden Gesellschaft Freiburg im Breisgau 48 (1958), S. 5–64.
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Anmerkungen
Zu Oken in Göttingen vgl. die Arbeit von Hermann Bräuning-Oktavio: Oken und Göttingen. In: Berichte der Naturforschenden Gesellschaft Freiburg im Breisgau 48 (1958), S. 5–64.
Lorenz Oken: Über die Bedeutung der Schädelknochen. Ein Programm beim Antritt der Professur an der Gesamt-Universität zu Jena von Dr. Oken, correspondirendem Mitgliede der königl. Societät der Wissenschaften zu Göttingen. Jena 1807, S. 3.
Ebd.
Walter Brednow: Lorenz Oken. Zu seinem 100. Todestage. In: Berichte der Naturforschenden Gesellschaft zu Freiburg i. Br. 42 (1952), S. 115–141; hier S. 122.
Vgl. auch die Selbstanzeige des ersten Heftes der Beiträge zur vergleichenden Zoologie, Anatomie und Physiologie in den GgA 136. Stück (1808), S. 1357–1360 und die des zweiten Heftes in den GgA 145. Stück (1808), S. 1445–1449.
Friedrich Wilhelm Joseph Schelling: System der gesammten Philosophie und der Naturphilosophie insbesondere. Aus dem handschriftlichen Nachlaß (1804). In: Friedrich Wilhem Joseph Schellings Sämmtliche Werke. Hrsg. von Karl Friedrich August Schelling. 14 Bde. Stuttgart, Augsburg 1856–1861. Bd. 6 (1860), S. 131–576.
Johann Friedrich Blumenbach: Handbuch der Naturgeschichte. Siebente Auflage. Göttingen 1803, S. 46f.: „Das ganze Thierreich läßt sich füglich nach dem Linnéischen System unter folgende sechs Classen bringen“ — „I. Cl.[asse] Säugethiere (mammalia), Thiere mit warmen rothen Blut, die ihre Junge lebendig zur Welt bringen, und sie dann einige Zeit lang mit Milch an Brüsten säugen. II. Cl.[asse] Vögel, Thiere mit warmen rothen Blut, die aber Eyer legen, und Federn haben. III. Cl.[asse] Amphibien, Thiere mit kaltem rothen Bluth, die durch Lungen Athem hohlen. IV. Cl.[asse] Fische, Thiere mit kaltem rothen Bluth, die durch Kiefern, und nicht durch Lungen athmen. V. Cl.[asse] Insecten, Thiere mit kaltem weißen Blut, die Fühlhörner (antennas) am Kopf, und eingelenkte (hornartige) Bewegungswerkzeuge haben. VI. Cl.[asse] Gewürme (vermes), Thiere mit kaltem weißen Blut, die keine Fühlhörner, sondern meist Fühlfäden (tentacula) und meines Wissens nie eingelenkte Bewegungswerkzeuge haben.“
Lorenz Oken: Abriß des Systems der Biologie […] Zum Behufe seiner Vorlesungen. Göttingen 1805, S. VIIIf.
Vgl. dazu Olaf Breidbach: Jenaer Naturphilosophien. In: Sudhoffs Archiv 84 (2000), S. 19–49; Thomas Bach: Dem Geist der Zeit eine neue Richtung geben. Die Naturphilosophie und die naturphilosophischen Professoren an der Universität Jena. In: Die Universität Jena. Tradition und Innovation um 1800. Hrsg. von Gerhard Müller, Klaus Ries und Paul Ziche. Weimar 2001, S. 155–174.
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Bach, T. (2001). „Was ist das Thierreich anders als der anatomirte Mensch …?”. In: Breidbach, O., Fliedner, HJ., Ries, K. (eds) Lorenz Oken (1779–1851). Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02768-9_4
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Publisher Name: Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-7400-1165-9
Online ISBN: 978-3-476-02768-9
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