Zusammenfassung
Die Bildungssoziologie gehörte in der DDR zu den entwickeisten soziologischen Zweigdisziplinen. Bald nach ihrer fachlichen Institutionalisierung begann sie mit größeren empirischen Untersuchungen, die von Anfang an theoriegeleitet waren. Der Anspruch auf eine soziologische Theorie des Bildungswesens geriet allerdings überall dort leicht in Gefahr, wo in utilitaristischer Verengung empirische Erhebungen unter dem Schlagwort der Interdisziplinarität zwar mit soziologischen Methoden durchgeführt wurden, aber zugleich die Bildungssoziologie ihres eigenständigen Charakters und ihrer Tradition beraubt zu werden drohte. An der Berechtigung multidisziplinärer Forschungsorganisation, beispielsweise auf den Gebieten von Jugend oder Hochschulen, gab es dabei ebensowenig einen Zweifel wie an der Mannigfaltigkeit des von ihr zutage geförderten empirischen Materials. Sollte jedoch eine Fachdisziplin mit einer eigenen Identität, wie es die Bildungssoziologie seit Durkheim (1922), Znaniecki (1928), Waller (1932) und Geiger (1929/1930) nun einmal war, professionell aus guten Gründen wiederbelebt werden, dann durfte sie sich gerade in ihren Neuanfängen nicht in einem verschwommenen Empirismus auflösen lassen, sondern mußte sehr wohl ihre je spezifische Begrifflichkeit ebenso wie ihre selbständigen Konzepte entwickeln, kurzum: ihren theoretischen Gegenstand entfalten.
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Meier, A. (1997). Theorie und Empirie bildungssoziologischer Forschung in und aus der DDR. In: Bertram, H. (eds) Soziologie und Soziologen im Übergang. KSPW: Transformationsprozesse, vol 23. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95809-9_19
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