Zusammenfassung
In einer Gesellschaft, in der persönliche Freiheiten, Gleichheit, Skepsis gegenüber Autoritäten und eine lebenswerte Umwelt wichtiger geworden sind als wirtschaftliches Wachstum, innere und äußere Sicherheit1, werden auch familiäre Werte der wechselseitigen Verpflichtung zwischen den Partnern, den Eltern und den Kindern, sowie zwischen den Enkeln und den Großeltern anders interpretiert und führen zu einem anderen Handeln auch im familiären Kontext, das mehr auf das eigene Ich bezogen ist. Dieses Interpretationsmuster findet sich sowohl bei amerikanischen wie europäischen Sozialwissenschaftlern. Nach Meinung der einen führt dieser Wertewandel dazu, daß wir zunehmend in einer atomisierten, erwachsenenzentrierten Gesellschaft leben mit einem expressiven Individualismus als kulturellem Ideal, der nur das eigene Ich betont; damit seien auch die Grundlagen familialer Beziehungen in Frage gestellt.2 Auf solche Interpretationen der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungen berufen sich politische Bewegungen in den Vereinigten Staaten von Amerika, etwa der Kommunitarismus, der unter anderem auch die traditionale amerikanische Familie wiederbeleben will. Denn für Vertreter dieser auch in der deutschen Theoriediskussion ernst genommenen Richtung3 ist das Zeugen von Kindern ein moralischer Akt.4 Daraus ergibt sich für die Eltern die moralische Verpflichtung, sich voll und ganz der Aufgabe der Kindererziehung zu verschreiben.
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Anmerkungen
Inglehart (1977, 1990)
Blankenhorn u.a. (1990)
Müller (1993)
Etzioni (1993; S. 54)
Etzioni (1993)
Coleman (1990)
Skolnick (1991)
Sie bringt das schöne Beispiel, daß in einer Studie in Los Angeles gezeigt werden konnte, daß neben Schauspielern, Journalisten undan dritter Stelle Sozialwissenschaftler die höchste Scheidungsquote in Kalifornien aufweisen.
Bellah (1985)
Gans (1988)
Durkheim (1984)
Durkheim (1988)
Piaget (1975)
Honneth (1993), Etzioni (1993)
Kohli (1986)
Laslett (1965)
Coleman (1990)
Inglehart (1989)
Lübbe (1990; S.133 ff.)
Freyhold (1971)
Inglehart (1977)
Noelle-Neumann/Piel (1983), Noelle-Neumann/Köcher (1987)
Inglehart (1990)
Inglehart (1977)
Eine sehr überzeugende Beschreibung der 68er Generation in bezug auf Eheund Familie liefert Schweitzer u.a (1994)
Eder (1988; S.257) weist daraufhin, daß Wertwandelprozesse eigentlich nur im Jahrhundertvergleich untersucht werden können. Doch scheinen 80 Jahre für die empirische Sozialforschung auch ein verhältnismäßig langer und empirisch gesicherter Zeitraum.
Bertram in diesem Band
Siehe dazu Anhang mit einzelnen Items dieser Skala
Beck-Gernsheim (1994a, b)
IZ (1991)
Etzioni (1993; S. 54 ff)
Coleman (1990)
Bertram (1991, 1993)
Kohn (1977, 1990, 1992)
siehe Methodenkapitel
Etzioni (1993)
Durkheim (1984)
Der Abfall bei den jüngsten Befragten ist in der Regel auf die extrem kleinenGruppen zurückzuführen und kann erst in der Nachfolgeuntersuchung stabil interpretiert werden.
Kreppner (1991)
In diesen Analysen wurden allerdings aus Gründen der Vergleichbarkeit nur die Personen berücksichtigt, die auch Pflegeerwartungen artikuliert haben. Weitere Analysen wird der Zusammenhang von Beziehungen und Werten vorbehalten bleiben.
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© 1995 Leske + Budrich, Opladen
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Bertram, H. (1995). Moralische Verpflichtungen und Werte in einer individualisierten Gesellschaft. In: Bertram, H. (eds) Das Individuum und seine Familie. Deutsches Jugendinstitut Familien-Survey, vol 4. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95771-9_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95771-9_7
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-1389-7
Online ISBN: 978-3-322-95771-9
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