Zusammenfassung
Welchen Beitrag kann die soziologische Analyse von Organisationen zum Verständnis der modernen Gesellschaft, ihrer Funktionsweise und ihrer Pathologien, leisten? Wie müßte eine Soziologie der Organisationen ansetzen, die nicht an der Unterstützung der „Organisationsherren“ bei der organisierten Erreichung ihrer Ziele interessiert ist, sondern an einer kritischen Theorie der Gesellschaft? Mit welchen theoretischen Mitteln lassen sich die Zusammenhänge zwischen Gesellschaft und Organisation modellieren?
Die Begriffe der Herrschenden sind allemal die Spiegel gewesen, dank deren das Bild einer ‘Ordnung’ zustande kam.
W. Benjamin
...die Organisation [ist] das eigentliche Medium, in welchem die Verdinglichung der menschlichen Beziehungen sich abspielt...
W. Benjamin
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Literatur
So Adorno (1954) S. 32.
Es gibt immer wieder Übersichtsarbeiten zur Kategorie und Theorie der Institution, auf die hier nur verwiesen werden kann; vgl. dazu z.B. nur Schmalz-Bruns (1989) oder Schülein (1987).
Ich gehe in diesem gesamten Aufsatz nach dem Prinzip der Minimierung der Anmerkungen und Literaturverweise aus. Es gibt allerdings in den Abschnitten 3 und 4 kaum einen Satz, dem man nicht eine Fußnote mit einer langen Literaturliste anhängen könnte. Mir geht es hier mehr um Systematik als um Literaturauseinandersetzung. Der Referatsteil (Abschnitt 2) ist sehr nahe an den originalen Textvorlagen orientiert; ich wollte dort so weit wie möglich eigene Interpretationen vermeiden.
Wissensoziologisch ist es natürlich von Interesse, warum diese Tatsache immer wieder ignoriert wird und warum immer wieder auf sie hingewiesen werden muß.
Aus Gründen der sprachlichen Vereinfachung wähle ich in den folgenden Referaten weitgehend den Indikativ und nicht den Konjunktiv; Sprachästheten bitte ich um Nachsicht.
Keinesfalls geht es hier um eine Auseinandersetzung mit der unübersehbaren Literatur zu diesem Begriff; vgl. dazu die sehr informative Arbeit von Schmalz-Bruns (1989).
Vgl. dazu auch immer wieder und ausführlich Ortmann (1995a).
Stets am ausgeprägtesten bei Ortmann (insbes. 1995a) sowie Ortmann, Sydow und Windeler in diesem Band.
Mir scheint es deshalb eher ein „Trick“ zu sein, wenn die Strukturationstheorie mit dem Begriff der Handlung operiert Es wird dann nämlich nahegelegt, „Handlung“ zugleich als Element der gesellschaftlichen wie der subjektiven Struktur zu verstehen. Dies ist aber aus logischen, erkenntnis- und kognitionstheoretischen Gründen nicht möglich. Man hat also mit dem Rekursionsbegriff das Problem des Verständnisses der Verkopplung von Gesellschaft und Subjekt nicht gelöst.
Vgl. zu dieser theoretischen Konstruktion Maturana (1985).
Den Begriff des Strukturprinzips verwende ich — soweit ich sehe — in dem gleichen Sinne wie Giddens (1988, S. 240 ff).
Der Begriff der Ko-Operation wurde gewählt, um die mit dem Begriff der Interaktion verbundenen Konnotationen von kleinräumigen face-to-face-Beziehungen kopräsenter Subjekte zu vermeiden; er unterscheidet sich von „Kooperation“, weil er nicht im Sinne von „guter Zusammenarbeit“ verstanden werden soll. Vgl. dazu ausführlicher Türk (1995a).
In dem folgenden Text wird nicht an jeder geeigneten Stelle darauf hingewiesen, wo Übereinstimmungen mit bzw. Abweichungen von institutionalistischer Theorie vorliegen; dies ist aus dem Gesamtzusammenhang des Artikels — bei Bedarf — aber relativ leicht zu ersehen.
Damit ist nach Marx die Totalität — nicht die Interdependenz — der Regulationsformen gemeint, also die Einheit dessen, was im allgemeinen „Politik“, „Wirtschaft“, „Wissenschaft“ u. dgl. mehr genannt wird (vgl. dazu besonders prägnant Kosik 1967).
Solche Sachverhalte scheinen Luhmann zunehmend zu irritieren; vgl. seine Aufsätze „Inklusion und Exklusion“ (Luhmann 1995a) sowie „Jenseits von Barbarei“ (Luhmann 1995b); sie gelten für ihn aber anscheinend eher als „Systemanomalien“ denn als systematische Resultate der gegenwärtig herrschenden Produktionsweise; jedenfalls kann seine Theorie diese Phänomene nicht erzeugen.
Dies steht übrigens schon im „Kommunistischen Manifest“.
Dies gilt auch für Zentrumsstaaten selbst, wenn man an die wachsenden Zahlen von Obdachlosen, armen Kindern, Alten und von jungen Leuten denkt, die in der formellen Ökonomie schlicht nicht mehr gebraucht werden. Die Zentrum-Peripherie-Figur beschreibt im Zuge der Globalisierung und Vernetzung mächtiger Organisationen immer weniger ein topographisches Muster.
Dies formuliert sich leicht, aber es darf nicht zynisch gewendet werden; für die konkreten Menschen ist es sicher besser, wenn sie z.B. in Unternehmungen mitreden können oder wenn Frauen durch ihre Partizipationspolitik sich mehr Rechte — z.B. auf gleichen Lohn wie die Männer — im System erkämpfen. Aber was bedeutet dies für das Weltsystem insgesamt?
Vgl. dazu die Diskussion seit Rosa Luxemburg, z.B. bei Peters/Stolz (1991).
Vgl. vor allem Bateson, (z.B. 1992a [1956]). Man kann darüber streiten, ob sich das Bateson-sche Kommunikationsmodell auf die „Makroebene“ übertragen läßt; ich meine allerdings, daß es auch in diesem Kontext hilfreich ist.
Ich kann mich hier kurz fassen, weil an anderer Stelle Ausführlicheres dazu publiziert wurde (vgl. vor allem Türk 1995a).
Diesen Ausdruck verwendet Knorr Cetina (1990).
„AuslagerungV,,disembedding“ in diesem Sinne widerspricht nicht der Theorie der „em-beddedness“ der Ökonomie, wie sie z.B. von Granovetter (z.B. 1992) verfolgt wird. Es geht hier gerade darum zu sehen, daß und wie im modernen Kapitalismus die materielle Einbettung der Ökonomie desymbolisiert wird.
Im kritischen Sinne Gramscis (vgl. vor allem Kebir 1991, S. 58 ff.).
Die „Mafia“ z.B. ist nicht systemfeindlich, sondern parasitär, sie „lebt“ gerade von den legitimen Strukturen des Systems.
Vgl. dazu ausführlicher und kritisch Türk (1995c).
Vermittels der Aktiengesellschaft wird Personal angewendet, um Mehrwert extern zu realisieren; vermittels Gewerkschaften werden Mitglieder instrumentalisiert, um gegen die Arbeitgeber Lohnforderungen durchzusetzen; vermittels der Schule wenden die Herrschenden Lehr- und Verwaltungspersonal an, um junge Leute zu sortieren usw.
Die erweiterte, kapitalistische, Warenzirkulation darf deshalb nicht mit „Marktwirtschaft“ gleichgesetzt werden. „Markt“ ist eine utopische Fiktion bzw. Ideologie dieses Systems. Gemäß dem Wertgesetz (oder auch gemäß dem Gleichgewichtstheorem der Neoklassik, nach dem es im Gleichgewichtsfall keine Gewinne gibt und das deshalb den Fall einfacher Warenzirkulation modelliert) würde es ohne Gegenregulationen die für die Akkumulation notwendige Gefällebildung nicht geben. Ein wirklich „freier Welthandel“ (den es nur modelltheoretisch geben kann) bedeutete das Ende des Kapitalismus.
Vgl. dazu bereits Offe (1971), der Kritierien der Organisationsfahigkeit untersucht
Vgl. dazu für das Beispiel der von Bildung bzw. Lernen in Türk (1995a).
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Türk, K. (1997). Organisation als Institution der kapitalistischen Gesellschaftsformation. In: Ortmann, G., Sydow, J., Türk, K. (eds) Theorien der Organisation. Organisation und Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95661-3_6
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