Zusammenfassung
In diesem Kapitel greife ich ein Thema auf, das ich bereits an anderer Stelle (Turner 1967, 93–111) kurz behandelt habe, gehe auf einige Variationen dieses Themas ein und mache mir Gedanken darüber, welche Implikationen es für die Erforschung von Kultur und Gesellschaft hat. Für dieses Thema ist vor allem bedeutsam, was Arnold van Gennep (1909) als „Schwellenphase“ der rites de passage (Übergangsriten) bezeichnet hat. Van Gennep selbst definierte Übergangsriten als „Riten, die einen Orts-, Zustands-, Positions- oder Altersgruppenwechsel begleiten“. Um den Unterschied zwischen „Zustand“ und „Übergang“ deutlich zu machen, schliesst meine Verwendung des Begriffs „Zustand“ alle von van Gennep gebrauchten Begriffe ein. „Zustand“ ist ein umfassenderer Begriff als „Status“ oder „Amt“ und bezeichnet jeden kulturell definierten, stabilen oder wiederkehrenden Zustand. Van Gennep hat gezeigt, dass alle Übergangsriten drei Phasen aufweisen: die Trennungs-, die Schwellen- und die Angliederungsphase. In der ersten Phase (der Trennung) verweist symbolisches Verhalten auf die Loslösung eines Einzelnen oder einer Gruppe von einem früheren fixierten Punkt der Sozialstruktur, von einer Reihe kultureller Bedingungen (einem „Zustand“) oder von beidem gleichzeitig. In der mittleren „Schwellenphase“ ist das rituelle Subjekt (der „Passierende“) von Ambiguität gekennzeichnet; es durchschreitet einen kulturellen Bereich, der wenig oder keine Merkmale des vergangenen oder künftigen Zustands aufweist. In der dritten Phase (der Angliederung oder Wiedereingliederung) ist der Übergang vollzogen.
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© 1998 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden
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Turner, V.W. (1998). Liminalität und Communitas. In: Belliger, A., Krieger, D.J. (eds) Ritualtheorien. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95615-6_13
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