Zusammenfassung
Seit den sechziger Jahren entwickelte sich zunächst in den Vereinigten Staaten, dann auch in der Bundesrepublik ein Forschungszweig, der als Sprachsoziologie oder Soziolinguistik bezeichnet wurde.1 Das Aufblühen dieses Forschungszweiges in den folgenden Jahrzehnten kann auch als eine Folge des sogenannten „linguistic turn“ verstanden werden, der in der Philosophie vor allem in der Folge der Arbeiten Wittgensteins und Austins vollzogen worden war. Sie lenkte das Augenmerk auf die Rolle der Sprache: Erst die Analyse der Sprache ermögliche es, die Probleme der Erkenntnis, des Handelns und damit auch der gesellschaftlichen Ordnung zu analysieren. Obwohl man mit einigem Grund sagen kann, daß die Sprache wenigstens in das Umfeld eines der gegenwärtig Paradigmen der jüngeren Soziologie — der Kommunikation — fällt, scheint sich die Sprachsoziologie — ebenso wie die Soziolinguistik — allmählich, doch sehr deutlich von diesem Gegenstand zu entfernen. Aus dem Blickwinkel der Soziologie sieht es deswegen so aus, als neigte sich die linguistische Wende ihrem Ende zu.
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Knoblauch, H. (2003). Das Ende der linguistischen Wende. Von der Sprachsoziologie zur Wissenssoziologie. In: Orth, B., Schwietring, T., Weiß, J. (eds) Soziologische Forschung: Stand und Perspektiven. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95017-8_38
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