Zusammenfassung
Einen Roman kann man lesen, und das will er ja auch: gelesen werden. Nicht anders verhält es sich bei einem Gedicht. Nur einem Drama genügt es nicht, gelesen zu werden — es drängt zur Bühne. Und selbst wenn es nie auf die Bühne gelangt, enthält es doch eine „implizierte Aufführung“,1 d.h. ihm selbst ist eingeschrieben (und darum auch zu entnehmen), wie der Dramatiker sich die theatrale Realisierung seines Dramas vorstellt. Diese Vorstellung ist, soweit sie Gestalt findet, durchaus fähig, die Phantasie nicht natürlich des Zuschauers — für den ist der Regisseur zuständig -, aber doch des Lesers zu steuern. Vermittelt wird sie zum einen von den implizit im Haupttext mitgelieferten Hinweisen; der erste Vers des Goetheschen Tasso — „Du siehst mich lächelnd an, Eleonore“ — ist zuallererst einmal für die Darstellerin der Leonore von Este ein Hinweis zur Mimik. Zum andern aber und vor allem wird jene Vorstellung vermittelt durch die Bühnenanweisungen (als Teile des Nebentextes). Diese Anweisungen können sich auf den Spielort oder auf die Schauspieler und das Spiel beziehen.
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Anmerkungen
Andreas Höfele, „Drama und Theater,“ Forum Modernes Theater,6 (1991), 18.
Vgl. Erika Fischer-Lichte, Semiotik des Theaters (Tübingen, 1983 ), 1, 87–93.
Vgl. Julius Petersen, Schiller und die Bühne (Berlin, 1904), S. 321 u.ö.
Vgl. Erika Sterz, Der Theaterwert der szenischen Bemerkungen im deutschen Drama von Kleist bis zur Gegenwart (Berlin-Dahlem, 1963 ).
Vgl. Siegfried Mauermann, Die Bühnenanweisungen im deutschen Drama bis 1700 (Berlin, 1911 ).
Vgl. Jacob Steiner, Die Bühnenanweisung (Göttingen, 1969 ).
Gotthold Ephraim Lessing, Werke,hg. von Herbert G. Göpfert (München, 1970ff.), II, 34.
Vgl. Martin Zickel, Die scenarischen Bemerkungen im Zeitalter Gottscheds und Lessings, Diss. (Berlin, 1900); Victoria Pfeil, Lessing und die Schauspielkunst, Diss. (Gießen, 1924); Peter Küp, Bühnenanweisungen im Drama des Sturm und Drang, Diss. (München, 1956 ); Gustave Schiffer, Die szenischen Bemerkungen in den Dramen Johann Wolfgang von Goethe’s, Diss. ( München, 1945 ).
Werke, Hamburger Ausgabe (Hamburg, 1948ff.), IV, 159.
Vgl. zu dieser Entwicklung die schöne Darstellung von Gottfried Zeißig, Die Ueberwindung der Rede im Drama,hg. von Hans H. Hiebel (Bielefeld, 1990).
Die Identität des Requisits ist anzunehmen, da es sich in beiden Szenen (1I/3 und III/3) um denselben Raum handeln wird. Zum „Sorgstuhl“ bzw. „Sorgenstuhl” vgl. Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Deutsches Wlrterbuch,(Leipzig, 1854ff.), X (i), 1788f., s.v. „Sorgenstuhl“.
Ich schlage dies vor als Korrektur für „spiegelt“ in den Ausgaben von Damm (I, 203) und Britta Titel und Hellmut Haug, Werke und Schriften (Stuttgart, 1966f.), II, 195.
Vgl. Friedrich Voit, J. M. R. Lenz, Der Hofmeister, Erläuterungen und Dokumente ( Stuttgart, 1986 ), S. B.
Man konnte immerhin das Geräusch des Regens simulieren; vgl. Petersen, Schiller und die Bühne,S. 213.
Vgl. etwa Reingard M. Nischik, „Körpersprache im Drama,” Germanisch-Romanische Montasschrift, NF 41 (1991), 257–269.
Etwa in Schillers Räubern: Karl Moor: „Glaubt ihr, ich werde zittern?... ich werde nicht zittern! (Heftig zitternd),“ Sämtliche Werke, hg. von Gerhard Fricke und Herbert G. Göpfert (München, 19654), I, 591.
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Schulz, GM. (1994). „Läuffer läuft fort.“ Lenz und die Bühnenanweisung im Drama des 18. Jahrhunderts. In: Hill, D. (eds) Jakob Michael Reinhold Lenz. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94235-7_15
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