Zusammenfassung
Erst gegen Ende der 70er Jahre wurden immer mehr Zweifel laut an dem von Helmut Schmidt so überzeugend personifizierten Selbstbild der sozialliberalen Regierungsära als einer Zeit der Stabilität der Institutionen, konstant hoher Wahlbeteiligung, einer überragenden Stellung der etablierten Parteien und einer relativ gesicherten Wohlfahrt. Hinter dieser Fassade politischer Kontinuität hatten weitreichende Umbruchprozesse eingesetzt, die auf der Ebene politischer Institutionen kaum zu begreifen waren. In einer bis dahin nicht gekannten Breite und Radikalität waren zahlreiche Protestbewegungen entstanden, die sich bekannten Klassifizierungssystemen, wie rechts/links, systemimmanent/systemüberwindend oder romantisch/realistisch oft entzogen. Was einmal das „Jahrzehnt der inneren Reformen“ werden sollte, wurde wenigstens noch das Jahrzehnt der neuen sozialen Bewegungen (NSB). Anfang der 80er Jahre machte zur Beschreibung des Wandels ein weiterer politikwissenschaftlicher Begriff Karriere: Die „politische Kultur“ wurde als Sammelbegriff für die politischen Orientierungen, Einstellungen, Wertüberzeugungen, sowie für die sozio-kulturellen Verhaltensweisen der Bevölkerung rasch populär. Denn an der „Stimmungslage der Nation“ ließ sich doch am ehesten ablesen, daß sich während der sozialliberalen Regierungszeit offensichtlich etwas Epochales vollzogen hat: „Am Beginn des Jahrzehnts, in einer Zeit hoffnungsvollen Aufbruchs, sah man die Zukunft... noch unter rosigen Vorzeichen“ (Baring 1982, 656).
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Literatur
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Scherer, KJ. (1984). Politische Kultur und neue soziale Bewegungen. In: Glaeßner, GJ., Holz, J., Schlüter, T. (eds) Die Bundesrepublik in den siebziger Jahren. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93763-6_4
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