Probleme Jugendlicher oder ‘Jugend als soziales Problem’?

Zusammenfassung

Betrachtet man Stand und Entwicklung der sozialwissenschaftlichen Jugendforschung (vgl. Griese 1980b, 1977/81²), so scheint offensichtlich, daß sie sich am Anfang der achtziger Jahre in einer vollends diffuschaotischen Situation befindet. Der ersten großen Verunsicherungsphase auf Grund der sog. “Jugend- bzw. Studentenrebellion” Ende der sechziger Jahre und dem damit einhergehenden sinkenden Geltungsanspruch der traditionellen (Struktur-funktionalen) Jugendtheorie folgten jugendsoziologische “ad-hoc-Erklärungen” mit Bezug zur Allgemeinen Soziologie und daran anschließend Versuche einer Bilanzierung und Neuorientierung in der Mitte der siebziger Jahre. Gegenwärtig kann von einer zweiten großen Verunsicherungsphase in der Jugendforschung gesprochen werden, da auf Grund der extremen und vielschichtig-komplexen Veränderungen der gesellschaftlichen Lebensbedingungen des Heranwachsens das “Untersuchungsobjekt Jugend” dem Untersuchungssubjekt Jugendforschung enteilt ist.

Der Verfasser war von den Veranstaltern der Tagung “Jugend — ein soziales Problem?” aufgefordert worden, ein Einleitungsreferat zu halten, das den Teilnehmern der Tagung möglichst reichhaltigen “Zündstoff” für die weiterführende Diskussion liefern sollte. Dies erschien nur möglich auf der Grundlage einer thesenartigen Konfrontation der zahlreichen — z.T. schon selbstverständlich gewordenen — Grundsätze sowohl der Jugendsoziologie als auch der Soziologie sozialer Probleme mit ebenso grundsätzlichen kritischen Fragestellungen. Für diese Veröffentlichung wurde der ursprüngliche Vortrag überarbeitet, ohne daß jedoch versucht wurde, durch eine umfangreiche inhaltliche Ausformulierung der z.T. weiterhin diskussionswürdigen Thesen das Produkt seines “Werkstattcharakters” zu entkleiden.