Zusammenfassung
In Untersuchungen der Wahlberichterstattung des Fernsehens wurden bisher fast ausschließlich verbale Aussagen der Journalisten (1) und der Kandidaten (2) analysiert. Gerade die medienspezifischen Darstellungsmittel des Fernsehens — Kameraführung, Schnitt, Beleuchtung usw. — blieben dagegen weitgehend unberücksichtigt. Die vorliegende Untersuchung stellt einen ersten Schritt dar, diese Forschungslücke zu schließen. Dazu wurden drei Teilstudien durchgeführt:
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eine Expertenbefragung unter Kameraleuten über die Ziele und vermuteten Wirkungen beim Einsatz bestimmter Aufnahmetechniken,
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eine quantitative Inhaltsanalyse über die Verwendung dieser Aufnahmetechniken in der Wahlberichterstattung von ARD und ZDF vom 1. April bis zum Wahltag am 3. Oktober 1976,
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eine quantitative Inhaltsanalyse der Aussagen von Journalisten über, sowie der optischen Darstellung von Zustimmung und Ablehnung des Publikums gegenüber den Kandidaten der Koalition und der Opposition im gleichen Zeitraum.
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Anmerkungen
Vgl. u.a. Walter Ruhland, Fernsehmagazine und Parteien. Die Darstellung der Parteien in den innenpolitischen Magazinen des deutschen Fernsehens im Bundestagswahl kämpf 1976. Berlin 1979; Robert D. McLure, Thomas E. Patterson, Television News and Political Advertising. The Impact of Exposure on Voter Beliefs. In: Communication Research 1 (1974) S. 3–31. Siehe auch Terry F. Buss, C. Richard Hofstetter, An Analysis of the Logic of Televised Campaign Advertisements. The 1972 Presidential Campaign. In: Communication Research 3 (1976) S. 367–392.
Vgl. Doris A. Graber, Press and TV as Opinion Resources in Presidential Campaigns. In: Public Opinion Quarterly 40 (1976) S. 285–303; Hans-Jürgen Weiß, Wahlkampf im Fernsehen. Untersuchungen zur Rolle der großen Fernsehdebatten im Bundestagswahl kämpf 1972. Berlin 1976. Weiß geht mit seiner Interaktionsanalyse einen ersten Schritt über die Untersuchungen der verbalen Inhalte hinaus.
Vgl. Willy Loderhose, Zum Einfluß von Kameraleuten auf Fernseh-und Filmproduktionen (Magisterarbeit, Mainz 1980). Die Arbeit von W. Loderhose enthält eine genaue Beschreibung der Methode und weitergehende Befunde.
Vgl. Thomas A. McCain, Joseph Chilberg, Jacob Wakshlag, The Effect of Camera Angle on Source Credibility and Attraction. In: Journal of Broadcasting 21 (1977) S. 35–46; Lee M. Mandell, Donald L. Shaw Judging People in the News — Unconsciously: Effect of Camera Angle and Bodily Activity. In: Journal of Broadcasting 17 (1972/73) S. 353–362; Robert K. Tiemens, Some Relationships of Camera Angele to Communicator Credibility. In: Journal of Broadcasting 14 (1969/70) S. 483–490. Bei den erwähnten Studien ist darauf hinzuweisen, daß keine verzerrenden Einstellungen, wie sie in der Inhaltsanalyse ermittelt wurden, getestet wurden. Siehe auch Leslie K. Davis, Camera Eye-Contact by the Candidates in the Presidential Debates of 1976. In: Journalism Quarterly 55 (1978) S. 431–455, sowie die umfassende experimentelle Studie von Winfried Schulz, Rolf van Lessen, Cornelia Schiede, Norbert Waldmann, Die Bedeutung audiovisueller Gestaltungsmittel für die Vermittlung politischer Einstellungen. Medienanalytische und experimentelle Untersuchungen am Beispiel sozialkundlicher Filme. In:. AVforschung, Doppelband 15 (1976) S. 49–210.
Nicht codiert wurden außerdem vier Sendungen, weil die Bänder defekt waren, sowie der Aufruf von Annemarie Renger zur Bundestagswahl in ihrer Eigenschaft als Präsidentin des Bundestages.
Durch die Verwendung von Froschperspektiven könnte auch der Eindruck von Kraft entstanden sein. Allerdings handelte es sich häufig um sehr krasse Einstellungen, deren Wirkung speziell getestet werden müßte.
Es wurde zwischen “konstanter” und “flüchtiger” Abdeckung unterschieden. “Konstante” Abdeckung liegt vor, wenn die Abdeckung während der gesamten Einstellung vorhanden ist. “Flüchtige” Abdeckung liegt vor, wenn die Abdeckung durch Körper-und/oder Kopfbewegungen des Redners kurzfristig herbeigeführt wird. Im ersten Fall ist die Ursache der Abdeckung allein die Einstellung des Kameramannes, im zweiten Fall auch das Verhalten des Redners.
Es wurde zwischen “leichter”, “mittlerer” und “starker” Abdeckung unterschieden. Im ersten Fall ist das Kinn etwas, im zweiten Fall das Kinn völlig, der Mund etwas, im dritten Fall das Kinn und der Mund völlig, die Nase zumindest etwas verdeckt.
Vgl. Elisabeth Noelle-Neumann, Das doppelte Meinungsklima. Der Einfluß des Fernsehens im Wahlkampf 1976. In: Politische Vierteljahresschrift 18 (1977) S. 408–451.
Vgl. zu Detailangaben Willy Loderhose, a.a.O., sowie Dietrich Wolfgang Henckels, Fernsehredakteure und Fernsehtechniker. Eine empirische Untersuchung zu Kooperation von Kommunikatorgruppen im Norddeutschen Rundfunk. Berlin 1979.
Gegen die Umfrage, die das Emnid-Institut im Auftrag der RFFU durchgeführt hat, wird eingewandt, die Stichprobe sei verzerrt, ein Linkstrend der Rundfunkmitarbeiter deshalb nicht nachgewiesen. Geht man davon aus, daß die Stichprobe verzerrt ist, dann müßten unter den Rundfunkmitarbeitern, die die Umfrage nicht beantwortet haben, ca. 60 Prozent CDU/CSU-Anhänger sein, damit die Parteipräferenzen aller Rundfunkmitarbeiter ausgeglichen wären. Bezieht man die Berechnung nur auf diejenigen, die eine konkrete Parteineigung angaben und unterstellt bei den Antwortverweigerern einen ebenso hohen Prozentsatz von Personen ohne konkrete Zuordenbarkeit, dann müßten unter dem nicht befragten Rest sogar 70 Prozent CDU/CSU-Anhänger sein. Diese Annahme werden auch diejenigen kaum vertreten, die behaupten, die Umfrage habe keinen Linkstrend bewiesen.
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Kepplinger, H.M. (1980). Optische Kommentierung in der Fernsehberichterstattung Über den Bundestagswahlkampf 1976. In: Ellwein, T. (eds) Politikfeld-Analysen 1979. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86100-9_15
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