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Moralische Segmentierung und der Anspruch der Inneren Führung

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Sicherheit und Militär

Zusammenfassung

In der politischen Öffentlichkeit wie in der wissenschaftlichen Diskussion wird die bundesrepublikanische Gesellschaft oft als eine „segmentierte Gesellschaft“ apostrophiert. Während mit diesem Begriff in den Massenmedien Phänomene bezeichnet werden wie die Trennung von Generationen oder sozialen Gruppierungen nach Chancengleichheit oder sozialer Gerechtigkeit,1 zielt der sozialwissenschaftliche Terminus auf eine allgemeine Tendenz zur „Verselbständigung von gesellschaftlichen Lebenssphären“ (vgl. z.B. Hahn 1979). Demnach zeigt sich die zunehmende funktionale Differenzierung von Lebensbereichen wie Familie, Freizeit, Beruf und Wirtschaft oder Bildungssystem in je bereichsspezifischen Zielsetzungen, Rollen und Verfahrensweisen, in denen der Zusammenhang zu anderen Lebensbereichen oft unberücksichtigt bleibt. Solche Tendenzen zur Verselbständigung betreffen grundsätzlich nahezu alle gesellschaftlichen Lebensbereiche, nicht zuletzt auch das Militär, dem gerade in der deutschen Geschichte aufgrund seiner besonderen Zielsetzung ein formell sanktioniertes Eigenleben eingeräumt wurde. Um die für einen Staat mit nur bescheidenen demokratischen Traditionen, wie ihn die BRD darstellt, bedrohliche Entwicklung des Militärs auf einen „Staat im Staate“ hin abzuwenden, wurde für die Bundeswehr in bewußter Abhebung von den überkommenen Militärtraditionen das Integrationskonzept der Inneren Führung formuliert. Damit sollte auf der Makroebene gesellschaftlicher Entwicklung eine Integration von Militär und Gesellschaft unter dem Primat einer rechtsstaatlichen Demokratie geschaffen werden. Entsprechend sollte auf der Mikroebene unter dem Leitbild des Staatsbürgers in Uniform ein Soldat herangebildet werden, der, gleichgültig ob innerhalb oder ob außerhalb der militärischen Umwelt, nach den Prinzipien der demokratischen Verfassung urteilt und handelt.

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© 1982 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Senger, R., Wakenhut, R. (1982). Moralische Segmentierung und der Anspruch der Inneren Führung. In: Zoll, R. (eds) Sicherheit und Militär. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-84083-7_8

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-84083-7_8

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-11629-7

  • Online ISBN: 978-3-322-84083-7

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