Zusammenfassung
Die Entwicklungspolitik der Bundesrepublik Deutschland wird neben staatlichen (BMZ, KFW, GTZ usw.) und privaten Organisationen (consulting-Firmen) von zahlreichen nicht-staatlichen Organisationen geleistet. Zu nennen sind hier vor allem die Hilfswerke der Kirchen, die politischen Stiftungen, sowie weitere, weder amtskirchlich noch parteipolitisch gebundende gesellschaftliche Organisationen (Terre des Hommes, Deutsche Welthungerhilfe, Aktion Solidarische Welt usw.), die sich im sogenannten Bensheimer Kreis1 zusammengeschlossen haben. Mit der Etablierung der Entwicklungspolitik zu einem eigenständigen Politikfeld Anfang der sechziger Jahre sind diese Organisationen in immer engeren Arbeitskontakt zu den staatlichen Akteuren gerückt. Einerseits beziehen sie in wachsendem Maße Ressourcen vom Staat2, andererseits verkörpern sie—gerade auch in Absetzung zur staatlich betriebenen Entwicklungspolitik—die Hoffnung auf eine wirksamere und den besonderen Bedingungen des Entwicklungslandes angepaßte Hilfepolitik. Die in den letzten Jahren laut gewordene Fundamentalkritik an der staatlichen Entwicklungspolitik3 hat zu Vorstellungen von ”Entstaatlichungen” und einer neuen Form der ”Subsidiarität” in diesem Politikbereich geführt, die bei aller Vagheit der Zielsetzungen auf eine Stärkung der NRO in ihrer Bedeutung für die Entwicklungspolitik hinauslaufen. Für die staatlichen Akteure könnte die Forcierung einer solchen Entwicklung durchaus attraktiv erscheinen, da sie sich mit Verweis auf das ordnungspolitische Prinzip der Subsidiarität auf diese Weise von bestimmten—unter wahlarithmetischen Gesichtspunkten unattraktiven—Aufgabenbereichen entlasten könnten. Zusätzlich partizipieren die staatlichen Akteure, indem sie die NROs finanziell und ideell fördern, an dem Vertrauensvorschuß, den die meisten dieser Organisationen nach wie vor in der Öffentlichkeit genießen.
Die Untersuchung, die diesem Aufsatz zugrunde liegt, ist am Arbeitsschwerpunkt ”Handlungsbedingungen und Handlungsspielräume für Entwicklungspolitik” der Universität Bielefeld entstanden. Ich danke Manfred Glagow und Uwe Schimank für ihre kritischen Hinweise und Anregungen und Uwe Borchers für die Mitarbeit an den Interviews.
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Literatur und Materialien
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Stucke, A. (1990). Entscheidungsstrukturen und Kollektive Indentität von Nicht-Regierungs-Organisationen in der Entwicklungspolitik. In: Glagow, M. (eds) Deutsche und internationale Entwicklungspolitik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83806-3_11
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