Zusammenfassung
Die Entwicklung des internationalen Terrorismus im letzten Jahrzehnt ist weniger von seiner Ideologie als von seiner Strategie her zu entschlüsseln. Während im Sozialrevolutionären und ethnoseparatistischen Terrorismus ideologische Vorgaben dominant waren (und sind) und aus ihnen Strategie und Taktik von Anschlägen abgeleitet wurden, hat sich in den jüngeren Formen des internationalen Terrorismus die Grammatik der Gewalt gegenüber den politisch-ideologischen Vorgaben in hohem Maße verselbständigt bzw. diese politisch-ideologischen Vorgaben sind von vornherein nur noch schwach ausgeprägt. Man kann mithin von einer Ersetzung des Primats der Politik durch den Primat der Strategie sprechen bzw. einer Verselbständigung von Gewaltstrategien gegenüber deren ideologischen Rechtfertigungen. Dies hat weitreichende Folgen für die Organisationsstruktur terroristischer Gruppen, unter anderem in der Ersetzung hierarchischer Kommandostrukturen durch segmentäre Netzwerkorganisationen, aber auch im Hinblick auf die Auswahl der Ziele terroristischer Anschläge und die aus den Handlungsimperativen terroristischer Akteure abzuleitende Erfordernis bzw. Nichterfordernis zu Begrenzung oder Nichtbegrenzung der bei diesen Anschlägen zu erwartenden Opfer. Im Verlauf der 90er Jahre des 20.
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Literatur
Vgl. Hans Kippenberger, M.N. Tuchatschewski, Ho Chi Minh: Der bewaffnete Aufstand. Versuch einer theoretischen Darstellung. Eingeleitet von Hans Wollenberg, Frankfurt/M. 1971, sowie Walter Laqueur (Hrsg.): Zeugnisse politischer Gewalt. Dokumente zur Geschichte des Terrorismus, Kronberg 1978, insbes. S. 111ff. und 121f.
Mao Tse-tung: Über den langdauernden Krieg; in: ders.: Vom Kriege. Die kriegswissenschaftlichen Schriften. Mit einem Geleitwort von Brigadegeneral Heinz Karst, Gütersloh 1969, S. 210ff.
Vgl. Ernesto Che Guevara: Der Partisanenkrieg, Berlin-Ost 1962; dazu auch Günter Maschke: Kritik des Guerillero. Zur Theorie des Volkskriegs, Frankfurt/M. 1973, insbes. S. 88ff.
Raimond Aron: Der permanente Krieg, Frankfurt/M. 1953, S. 48.
Ein Großteil des verfügbaren Wissens über die Organisationsstruktur und die Planungen von Al Qaida ist das Ergebnis journalistischer Recherchen, bei denen zu vermuten ist, dass Informationen der Geheimdienste in die Darstellungen eingeflossen sind; vgl. Elmar Theveßen: Schläfer mitten unter uns. Das Netzwerk des Terrors und der hilfslose Aktionismus des Westens, München 2002; Roland Jacquard: Au nom d’Oussama bin Laden. Dossier secret sur le terroriste le plus recherché du monde, Paris 2001
Simon Reeve: The New Jackals: Ramzi Yousef, Osama bin Laden and the future of terrorism, London 1999
Nick Fielding/Yosri Fouda: Masterminds of Terror. Die Drahtzieher des 11. September berichten, Hamburg/Wien 2003
Oliver Ström: Al Qaida. Akteure, Strukturen, Attentate, Berlin 2003. Weniger narrativ und stärker analytisch sind die Aufsätze von James Bruce: Arab Veterans of the Afghan War; in: Jane’s Intelligence Review, Bd. 7, 1995, Heft 4, S. 175–179; Gary C. Gambill/Bassam Endravos: Bin Laden’s Network in Lebanon; in: Middle East Intelligence Bulletin, Bd. 3, 2001, Heft 3; Benjamin Orbach: Usama bin Laden and Al Qaida: Origins and Doctrines; in: MERIA — Middle East Review of International Affairs, Bd. 5, 2001, Heft 4, S. 54–68; Shaul Shay/Yoram Schweitzer: The,Afghan Alumni‘Terrorism; Internet-Artikel des International Policy Institute for Counterterrorism, August 2000; Steven Simon/Daniel Benjamin: The Terror; in: Survival. The IISS Quarterly, Bd 43, 2001, Heft 4, S. 5–18.
Carl von Clausewitz: Vom Kriege, 19. Auflage hrsg. von Werner Hahlweg, Bonn 1980, S. 192–201.
Vgl. Yael Shahar: Tracing bin Laden’s Money: Easier said than done. Internet-Artikel des International Policy Institute for Counterterrorism, Juni 2002
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© 2004 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Münkler, H. (2004). Ältere und jüngere Formen des Terrorismus. In: Weidenfeld, W. (eds) Herausforderung Terrorismus. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80534-8_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-80534-8_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-14171-8
Online ISBN: 978-3-322-80534-8
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