Zusammenfassung
In einer Einführung zu L. Eulers Introductio in Analysin Infinitorum hat A. Speiser auf die mathematische und historische Legitimität der im 18. Jahrhundert angewandten Methoden des Arbeitens mit Reihen (allgemeiner: unendlichen Ausdrücken) hingewiesen. Bei den Reihen, die durch ein Gesetz gegeben seien und mithin ein allgemeines Glied hätten, könne man eine “arithmetische” und eine “algebraische” Auffassung unterscheiden. In der arithmetischen fasse man die Terme einer Reihe als Zahlen auf und verlange daher Konvergenz. In der algebraischen werde das +- oder -- Zeichen nur als Symbol der Zusammenfassung betrachtet, und Konvergenz spiele dabei keine Rolle. Diese Auffassung sei analog zu der in der Gruppentheorie, wo man abstrakte “Elemente” verknüpfe. Euler sei an der algebraischen, nicht an der arithmetischen Auffassung der Reihen interessiert gewesen.1 Diese begriffliche Unterscheidung zwischen einer arithmetischen und einer algebraischen Auffassung der Reihen stellt nun nicht nur eine Legitimation für die Methoden Eulers und anderer Mathematiker des 18. Jahrhunderts dar, sondern es soll im folgenden gezeigt werden, daß sie auch einen Schlüssel zum Verständnis des begrifflichen Umbruchs der Mathematik an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert bietet. Es wird deutlich werden, daß es nicht hinreichend ist, den Wandel der Analysis im frühen 19.
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Literatur
Speiser 1945, S. IX
Euler 1748
Lagrange 1797
Leibniz 1695
Euler 1755, pars posterior, §202
Klugel 1803–8, I, S. 474f
Gudermann 1825, S. 21f. Der Titel der Arbeit zeigt die Bedeutung, die man der Möglichkeit, die polynomische Formel unabhängig von der Differentialrechnung zu beweisen, beigemessen hat.
Mit dieser Analogie rechtfertigt A. Speiser Eulers Umgang mit nirgends konvergenten Reihen (Speiser 1945, S. X).
Rothe 1793
In der Methode der erzeugenden Funktionen bezieht man gerade den umgekehrten Standpunkt und benutzt Relationen zwischen Polynomen, die analytisch bekannt sind, um kombinatorische Beziehungen zu gewinnen.
so der Titel der Schrift Hindenburg 1796
Klügel 1796, S. 51
Novalis 1983, S. 168
Tillich 1805, S. 23, vgl. Jahnke 1989, S. 106.
Krause/Fischer 1812, S. XLVIII
a.a.O., S. L
a.a.O., S. LII f
a.a.O. Vgl. hierzu Jahnke 1989, S. 222–232
Euler 1791. Die Arbeit enthält einige problematische Resultate, vgl. dazu Boehm 1935, S. LXII–LXIV.
Kramp 1798, III. Kap.
Jahnke 1989, S. 209–212
Euler 1754/55
Lagrange 1806, 10. Lektion
Poisson 1811
Ohm 1823, Poinsot 1825
Abel 1902, S. 15f, vgl. für eine Analyse dieses Problems und seine Bedeutung in der damaligen Mathematik Jahnke 1987.
Ohms Theorie ist im wesentlichen enthalten in Ohm 1822, seine Behandlung der obigen trigonometrischen Reihen in Ohm 1823. Eine Gesamtdarstellung von Ohms Leben und Werk ist Bekemeier 1987.
vgl. Fraser 1987 29Cauchy 1821, S. iv 30Abel 1826, S. 4 31Abel 1826, S. 4
a.a.O., S. 31 — Abel schrieb noch √-1 statt i.
Ohm 1829, Sp. 2035f
Im Hinblick auf Cauchy argumentiert so Grattan-Guinness 1970, S. 50.
vgl. Jahnke 1989, Kap. V und VII
Schlömilch 1845
Schlomilch 1845, S. Vf
Euler 1774
Stern 1860
Rudio 1894
Thibaut 1809
Stern 1860, S. III
Gemeint sind formale Reihen.
Stern 1860, S. 7f
Schlömilch 1861
Schlomilch 1861, S. 66
Pringsheim/Faber 1902/21
Klein/Schimmack 1907, S. 105
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Jahnke, H.N. (1990). Algebraische Analysis in Deutschland, 1780 – 1860. In: Spalt, D.D. (eds) Rechnen mit dem Unendlichen. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5242-5_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5242-5_8
Publisher Name: Birkhäuser, Basel
Print ISBN: 978-3-0348-5243-2
Online ISBN: 978-3-0348-5242-5
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