Zusammenfassung
In diesem Beitrag soll es darum gehen, die psychoanalytisch orientierten Märcheninterpretationen für den Literaturunterricht didaktisch fruchtbar zu machen. Dabei ist folgende Prämisse leitend: Es handelt sich bei der psychoanalytischen Theorie um eine Denkschule, die den Menschen in einer bestimmten Art und Weise konzeptualisiert. Märchen haben in der Psychoanalyse einen besonderen Stellenwert. Dieser Beitrag folgt den Prämissen der psychoanalytischen (Märchen-)Theorie, möchte aber die lange Kritik an ihr zumindest nicht unerwähnt lassen. Es soll also durchgespielt werden, wie aus der Sicht der entsprechenden Denkschule eine Didaktisierung erfolgen könnte. Folgt man der psychoanalytischen Interpretation der Märchen, dann hat die Gattung ein ungeheures Potential für einen identitätsorientierten Literaturunterricht, das bisher noch nicht genügend thematisiert worden ist. Der Artikel fokussiert sich also auf die Schnittstelle zwischen psychoanalytischer Märcheninterpretation auf der einen Seite und didaktischer Konzeptionalisierung im Rahmen eines identitätsorientierten Literaturunterrichts nach Frederking auf der anderen Seite. Außerdem fragt er, inwiefern der identitätsorientierte Literaturunterricht in Bezug auf Märchen noch an Schärfe gewinnen kann, wenn man die psychoanalytische Märcheninterpretation als Bezugstheorie ernstnimmt.
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Tönsing, J. (2022). (K)eine kinderleichte Gattung. Konsequenzen für eine psychoanalytisch fundierte Märchendidaktik. In: Bernhardt, S., Hardtke, T. (eds) Interpretation – Literaturdidaktische Perspektiven. Literatur – Medien – Didaktik. Frank & Timme, Berlin. https://doi.org/10.57088/978-3-7329-9143-3_6
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