Die Entwicklung der Wirbelsäule bei traumatischer Querschnittlähmung im Kindes- und Adoleszentenalter

Zusammenfassung

Seit den 1970er Jahren rückte das Risiko sekundärer Deformierungen der Wirbelsäule zunehmend in das Blickfeld, da diese die sich verbessernde Lebensprognose Querschnittgelähmter langfristig gefährden können, v. a. bei Querschnittlähmungen im Kindes- und Adoleszentenalter. Die Sichtung der Literatur zeigt einen Entwicklungsprozess bzgl. der prognostischen Einschätzung von Lähmungshöhe, Lähmungsausmaß und Alter bei Verletzung hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit, eine Skoliose, aber auch Hyperlordose oder Globalkyphose zu entwickeln. Die Indikation zur operativen Korrektur entspricht bezüglich Skolioseausmaß und technischer Ausführung bis auf die Langstreckigkeit weitgehend den bekannten Kriterien bei idiopathischer Skoliose. Eine besondere Form der Skoliose stellt die „collapsing spine“ dar, die aufgrund ihrer meist geringen Fixierung gute Korrekturen zulässt. Die Anwendung von korrigierenden Orthesen ist bis auf das Kleinkindesalter nicht indiziert. Vorzeitige massive degenerative Prozesse im späteren Erwachsenenalter wie segmentale Instabilitäten in Lähmungshöhe, aber auch weit proximal im innervierten Bereich wie ausgeprägte Unkarthrosen mit sekundären radikulären Schäden werden beobachtet.

Abstract

In the 1970s, there was growing concern about the risk of secondary deformations of the spine as these seemed to endanger the otherwise improving prognosis for the life of paraplegic subjects, especially of paralyzed children and adolescents. According to the literature, the level and extent of the spinal cord injury and the age at the time of injury are determinants of the development of scoliosis, hyperlordosis or global kyphosis. Correction of the deformity by brace orthosis is not indicated except for children. The indications for surgical intervention in terms of the extent of the scoliosis and technical performance corresponds to the well known situation for idiopathic scoliosis except for the length of fusion. A special form of scoliosis, the so called “collapsing spine”, allows good surgical correction because it is usually not rigid. Early, substantial degenerative processes such as segmental intervertebral instability at the level of the paraplegia, as well as distinct uncarthrosis proximally distant from the innervated zones with secondary radicular damage, are observed. By means of modern surgical procedures, the appearance of the patient’s body, as well as the quality of life, can be favorably influenced.