Regressive astogenese beiNudonychocella n.g.n.sp. und anderen bryozoen aus der tuffkreide von maastricht

Abstract

Nudonychocella nuda n.g.n.sp. from the Maastrichtian chalk tuff is a cheilostome bryozoan species which shows totally opened “membranimorph” zooecia and avicularia. Its ancestrula, however, displays — likeOnychocella Jullien — semicircular opesiae and normally formed calcified frontal walls (cryptocysts), revealing its lineage from this genus which belongs to the Coilostega.

This is suggested to be a matter of regressive astogeny, unknown until now in bryozoology, during which the calcareous cryptocyst, being characteristic for that genus, was totally reduced.Onychocella cyclostoma (Goldf.) andO. koninckiana (v. Hagenow) also show the tendency to reduce their calcareous frontal walls which are still widely normal during the neonastic stage of the colony. InCastanopora bipunctata (GOLDF.), however, the cribrimorph frontal shield may disappear totally. A satisfactory explanation of this phenomenon may be that the neonastic stage characterising the peripheral growing tip of the colony with its incompletely calcified frontal walls of the zooids dominated the whole colony, induced by a stop of the calcification of the cryptocyst, with the exception of the ancestrula, the result of which being a secondary membranimorph stage, characteristic for the Malacostega. The reduction of the calcification does not contradict to Dollo’s rule concerning the irreversibility of the evolution. Consequences arising for taxonomic questions and phylogenetic research are discussed.

Kurzfassung

Nudonychocella nuda n.g.n.sp. aus der Maastrichter Tuffkreide ist eine cheilostome Bryozoenart, die ganz geöffnete »membranimorphe« Zooecien und Avicularien besitzt. Ihre Ancestrula zeigt jedoch wieOnychocella Jullien eine normal ausgebildete kalkige Frontalwand (Cryptocyste) und eine halbkreisförmige Opesia. Sie dokumentiert damit ihre Abstammung von dieser zu den Coilostega gehörenden Gattung. Es wird dargelegt, daß es sich hier um einen bei Bryozoen offenbar noch unbekannten Fall von regressiver Astogenese handelt, in deren Verlauf die für dieses Genus charakteristische kalkige Frontalwand völlig reduziert wurde.Onychocella cyclostoma (Goldf.)und O. koninckiana (v. Hagenow) zeigen ebenfalls die Tendenz, ihre kalkige Frontalwand zu reduzieren, die im Jugendstadium der Kolonie noch weitgehend normal gestaltet ist, während es beiCastanopora bipunctata (Goldf.) zum völligen Verschwinden des cribrimorphen Frontalschildes kommen kann. Das Phänomen wird damit erklärt, daß hier das für den äußeren Wachstumsrand der Kolonie bezeichnende jugendliche Stadium noch nicht voll mineralisierter unreifer Zooecien mit oft unvollständig verkalkten und daher im fossilen Zustand offenen Frontalwänden infolge einer Hemmung der Kalkausscheidung regressiv auf die gesamte Kolonie, mit Ausnahme der Ancestrula, übergegriffen hat, so daß deren Zooecien dann sekundär wieder ein membranimorphes, die Malacostega charakterisierendes Stadium aufweisen. Diese Reduktion der Kalzifizierung steht nicht im Widerspruch zur Dolloschen Regel der Nichtumkehrbarkeit der Entwicklung. Die sich daraus ergebenden Folgerungen für taxonomische Fragen und phylogenetische Untersuchungen werden diskutiert.