Corona-Diskurse und sprachliche Grenzziehungen in und um Europa

Zusammenfassung

Seit ihrer weltweiten Ausbreitung seit Anfang 2020 hat die Corona-Pandemie auch sprachliche (Neu-)Entwicklungen vorangetrieben. Neben der erwartbaren Aufnahme einer Reihe fachsprachlicher Termini in die Allgemeinsprache haben sich auch ein regelrechter „Corona-Wortschatz“ und „Corona-Diskurse“ herausgebildet. Sowohl auf lexikalischer als auch auf diskursiver Ebene lassen sich dabei eine Vielzahl von Ab-, Aus- und Begrenzungsmechanismen beobachten, die sich als linguistische (Re-)Bordering-Praktiken fassen lassen. Solche sprachlichen Grenzziehungen reichen von (Neu-)Benennungen des Corona-Virus und der Covid-19-Erkrankung über Personenbezeichnungen im Kontext der Pandemie mit einhergehenden Klassifizierungs- und Kategorisierungsprozessen bis hin zum ausgeprägten Einsatz bestimmter Metaphoriken und sprachlicher Positionierungen und Perspektivierungen. Über eine rein deskriptive Betrachtung und Sammlung der lexikologischen Entwicklungen hinaus ist eine weiterreichende kritische Auseinandersetzung erforderlich. Dieser Beitrag bietet im Folgenden einen ersten Einblick in die Vielfalt der Untersuchungsmöglichkeiten, die der diskurshistorische Ansatz von Wodak in seiner Anwendung auf Corona-Diskurse liefern kann.