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Rechtspopulistische Agitation und Vereinnahmung von Kind(eswohl) – Auseinandersetzung in und um Kita

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Kindheit und Kindheitsforschung intersektional denken

Part of the book series: Kinder, Kindheiten und Kindheitsforschung ((KKK,volume 26))

Zusammenfassung

Das Arbeitsfeld frühkindliche Erziehung sieht sich von rechtspopulistischer Agitation und Einflussnahme herausgefordert. Das ist kein Zufall: Die Themen Kinder und Familie, Erziehung und Bildung eignen sich zu ideologischer Aufladung und politischer Instrumentalisierung. Dazu müssen sich Fachdebatte, Kolleg*innen, Einrichtungen und Träger verhalten und demokratisch positionieren.

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Notes

  1. 1.

    Wir verstehen sogenannten Rechtspopulismus als (modernisierten) Teil der extremen Rechten. Mit Häusler (2008, S. 43) fassen wir den Begriff als „volkstümlich und rebellisch-autoritäre Verkündung extremer rechter Theoreme auf der Basis emotionalisierter Agitation“, die sich „mit propagandistischem Bezug auf Ängste und Vorurteile aktionsorientiert als ‚Anwälte des Volkes‘ inszeniert“. Die Einstellungsforschung verweist zudem darauf, dass sich dazu menschenfeindliche Einstellungen, ein Misstrauen in die Demokratie, ein aggressiver Law-and-Order-Autoritarismus, v. a. eine aggressive Straforientierung und eine Abgrenzung gegenüber beliebig definierbaren Eliten gesellen (Zick et al., 2016, S. 114). Zweifellos gehört das Phänomen damit zur extremen Rechten und wir regen zu einer kritischen Begriffsverwendung gegen die Vorstellung eines ‚Rechtsextremismus light‘ an.

  2. 2.

    Ein Punkt erfordert unserer Meinung nach besondere Aufmerksamkeit: Kita ist ein gegendertes Arbeitsfeld („gendered profession“; Engelfried & Voigt-Kehlenbeck, 2010). Hier werden rechtsextreme Frauen tätig oder kommen als Elternschaft mit der Kita in Kontakt. Demzufolge ist das Arbeitsfeld mit dem Phänomen der doppelten Unsichtbarkeit rechtsextremer Frauen (Lehnert, 2013, S. 200) konfrontiert, die übersehen, verharmlost oder als unpolitisch eingeschätzt werden. Diverse Fälle zeigen, dass dies von rechtextremen Akteur*innen strategisch ausgenutzt wird (Lehnert & Radvan, 2017).

  3. 3.

    Inhalte und Vorgehen folgen weitgehend den Angriffen gegen die genannte Broschüre von Queerformat (Müller, 2018).

  4. 4.

    Für eine ausführliche Aufarbeitung der rechtsalternativen Hass-Kampagne und ihre Auswirkungen auf Demokratiearbeit: Rahner (2021).

  5. 5.

    https://www.afd.de/beatrix-von-storch-kids-ohne-currywurst-schweinefleisch-verbot-in-kitas-ist-die-kapitulation-vor-der-migration/. Zugegriffen: 07. Juni 2021.

  6. 6.

    „68“ steht als Chriffre für die gesellschaftspolitischen und kulturellen Veränderungen infolge der Bürgerrechtsbewegungen 1968 und den Folgejahren.

  7. 7.

    „Konzept zur Sozialpolitik“ (28.11.2020) auf der Internetpräsenz der AfD: https://www.afd.de/sozialkonzept/. Zugegriffen: 02. Juni 2021.

  8. 8.

    Die entsprechenden Passagen zu Familienpolitik (S. 104 ff.) des Wahlprogramms 2021 „Deutschland. Aber normal“ unterstreichen diese Ausrichtung. https://cdn.afd.tools/wp-content/uploads/sites/111/2021/06/20210601_AfD_Programm_2021_ONLINE.pdf. Zugegriffen: 07. Juni 2021.

  9. 9.

    Stephan Brandner, Deutscher Bundestag, 19. Wahlperiode, 104. Sitzung. Berlin, 6.6.2019, S. 12656. https://dserver.bundestag.de/btp/19/19104.pdf. Zugegriffen: 07. Juni 2021.

  10. 10.

    Vgl. auch die oben von Meike Sophia Baader (2020, S. 145) zitierten, „geframten“ Begriffe und Sachverhalte.

  11. 11.

    Mittlerweile vorliegende Publikationen zum Umgang mit Rechtsextremismus in der Kita geben eine Fülle von Fallbeispielen mit Lösungsansätzen, die für viele Herausforderungen vergleichbar einsetz- und bspw. im Team diskutierbar sind. Eine Übersicht findet sich in der Infothek des Projektes „Demokratie und Vielfalt in der Kindertagesbetreuung“. https://www.duvk.de/materialien/infothek/. Zugegriffen: 07. Juni 2021.

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Glaser, E., Rahner, J. (2022). Rechtspopulistische Agitation und Vereinnahmung von Kind(eswohl) – Auseinandersetzung in und um Kita. In: Bak, R., Machold, C. (eds) Kindheit und Kindheitsforschung intersektional denken. Kinder, Kindheiten und Kindheitsforschung, vol 26. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-36760-2_20

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