Skip to main content

Das Verhältnis zwischen CDU und CSU, dissonante Bürgerurteile und Wahlverhalten bei der Bundestagswahl 2017

  • Chapter
  • First Online:
Wahlen und Wähler
  • 4313 Accesses

Zusammenfassung

„Als die Kanzlerin am Freitag in die Parteitagshalle im Münchner Messegelände einzog, blieben viele Delegierte demonstrativ sitzen – und der Beifall fiel äußerst bescheiden aus. Ein Mann hielt zwei Zettel hoch, mit dem Schriftzug ‚Merkel raus‘“ (Lohse und Schäffer Lohse, Eckart, und Albert Schäffer. 2015. Schläge aus München härten ab. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 20. November 2015.). Dieser Bericht von Angela Merkels Auftritt auf dem CSU-Parteitag 2015 beschreibt eindrücklich, wie sehr in jenem Herbst die Meinungsverschiedenheiten in der Flüchtlingspolitik das Verhältnis zwischen CDU und CSU strapazierten.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 64.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 84.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Analysen, die innerhalb Bayerns Bewertungen der CSU und außerhalb Bayerns Bewertungen der CDU berücksichtigen, gehen von dem Spezialfall aus, dass sich Bürger bei der Wahlentscheidung exakt an Wahlgebietsgrenzen halten.

  2. 2.

    Da Personen sich in der Skalennutzung unterscheiden könnten, ermittelten wir für alle Befragten die Spannweite ihrer Bewertungen und korrigierten damit die oben dargestellten absoluten Differenzen. Analysen mit diesen korrigierten Maßzahlen führen zu substantiell gleichen Ergebnissen wie die Analysen mit den nicht korrigierten Werten, die im Folgenden dargestellt werden.

  3. 3.

    In Einklang mit den Befunden zu intraindividuellen Bewertungsunterschieden liegen die Korrelationen zwischen den Parteibewertungen (Bayern: 0,76, Deutschland ohne Bayern: 0,63) deutlich über jenen der Bewertungen der Parteivorsitzenden (Bayern: 0,27, Deutschland ohne Bayern: 0,31).

  4. 4.

    In der Befragung zur Bundestagswahl 2017 wurden CDU/CSU, CDU und CSU separat als Identifikationsmöglichkeiten erfasst. Schlüsselt man die Befragten entsprechend auf, so zeigt sich außerhalb Bayerns, dass Personen, die CDU/CSU nannten, geringfügig kleinere Bewertungsunterschiede aufwiesen als die übrigen Befragten (Parteien: −0,03; Vorsitzende: −0,05) und sich die Anhängerschaft von CDU und CSU nicht von den übrigen Befragten unterschied. In Bayern zeigen sich deutlichere Unterschiede. Personen, die CDU/CSU nannten, wiesen geringere Bewertungsunterschiede auf als die übrigen Befragten (Parteien: −0,06; Vorsitzende: −0,10). Die wenigen Personen, welche die CDU nannten, bewerteten die Unionsparteien und deren Vorsitzende tendenziell unterschiedlicher als die übrigen Befragten, während bei der selbstdeklarierten CSU-Anhängerschaft vor allem die unterschiedliche Beurteilung der Vorsitzenden von CDU und CSU deutlich geringer ausfiel als bei den übrigen Befragten. Doch ist auch bei ihnen mit einem Mittelwert von 0,17 ein nennenswerter Unterschied zu beobachten.

  5. 5.

    Für die Analyse wurden die Bewertungen der folgenden Politiker verwendet: CDU: bis Oktober 1998: Helmut Kohl; November 1999 bis März 2000: Wolfgang Schäuble; April 2000 bis Dezember 2017: Angela Merkel; CSU: bis Oktober 1988: Franz Josef Strauß; November 1988 bis Januar 1999: Theo Waigel; Februar 1999 bis August 2007: Edmund Stoiber; September 2007 bis September 2008: Günther Beckstein; Oktober 2008 bis Dezember 2017: Horst Seehofer.

  6. 6.

    Die Korrelationen zwischen den Differenzvariablen in den Daten aus der Querschnittbefragung betragen 0,48 (außerhalb Bayerns) und 0,33 (Bayern) sowie für die Daten aus der Wahlkampfpanelbefragung 0,68 (außerhalb Bayerns) und 0,61 (Bayern).

  7. 7.

    In den Antwortmöglichkeiten zur Frage nach der (geplanten) Wahlentscheidung sind CDU und CSU nicht getrennt ausgewiesen, sondern es wurde inner- und außerhalb Bayerns die Möglichkeit "CDU/CSU" angeboten. Diese Abweichung des Erhebungsinstruments von den Wahlmöglichkeiten bei der Stimmabgabe könnte die Befunde zugunsten der Hypothese, dass Dissonanzeffekte resultieren, verzerrt haben, sofern dieser Stimulus Befragten die Beziehung zwischen CDU und CSU bewusster gemacht hätte.

  8. 8.

    Die substantiellen Befunde bleiben unverändert, wenn zusätzlich die Bewertungen von CDU und CSU kontrolliert werden (das trifft auch auf die weiter unten vorgestellten Ergebnisse zu). Gleiches gilt, wenn man in der Analyse der Paneldaten die Prädiktorvariablen aus der Vorwahlerhebung des Panels und die Wahlentscheidung aus der Nachwahlwelle verwendet.

  9. 9.

    Es stand zusätzlich die Möglichkeit „Das stand schon vor einem Jahr fest“ zur Verfügung. Ihre separate Berücksichtigung beeinflusst die substantiellen Ergebnisse nicht, weshalb sie für die Analysen der Kategorie „seit langem“ zugeschlagen wurde.

Literatur

  • Alvarez, R. Michael, und John Brehm. 2002. Hard Choices, Easy Answers: Values, Information, and American Public Opinion. Princeton: Princeton University Press.

    Book  Google Scholar 

  • Bandau, Frank. 2019. Zwischen Regierungsverantwortung und Oppositionshaltung. Die CSU in der Großen Koalition 2013–2017. In: Zwischen Stillstand, Politikwandel und Krisenmanagement. Eine Bilanz der Regierung Merkel 2013–2017, hrsg. Reimut Zohlnhöfer und Thomas Saalfeld, 87–109. Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

  • Bartels, Larry M. 2002. Beyond the Running Tally: Partisan Bias in Political Perceptions. Political Behavior 24:117–150.

    Article  Google Scholar 

  • Basinger, Scott J., und Howard Lavine. 2005. Ambivalence, Information, and Electoral Choice. American Political Science Review 99:169–184.

    Article  Google Scholar 

  • Berelson, Bernard R., Paul F. Lazarsfeld und William N. McPhee. 1954. Voting: a Study of Opinion Formation in a Presidential Campaign. Chicago: University of Chicago Press.

    Google Scholar 

  • Campbell, Angus, Philip E. Converse, Warren E. Miller und Donald E. Stokes. 1960. The American Voter. New York: Wiley.

    Google Scholar 

  • Falter, Jürgen W., und Hans Rattinger. 1983. Parteien, Kandidaten und politische Streitfragen bei der Bundestagswahl 1980. Möglichkeiten und Grenzen der Normal-Wahl-Analyse. In: Wahlen und politisches System. Analysen aus Anlaß der Bundestagswahl 1980, hrsg. Max Kaase und Hans-Dieter Klingemann, 320–421. Opladen: Westdeutscher Verlag.

    Google Scholar 

  • Falter, Jürgen W., und Siegfried Schumann. 1991. Konsequenzen einer bundesweiten Kandidatur der CSU bei Wahlen. Aus Politik und Zeitgeschichte 41:33–45.

    Google Scholar 

  • Falter, Jürgen W., Harald Schoen und Claudio Caballero. 2000. Dreißig Jahre danach: Zur Validierung des Konzepts ‚Parteiidentifikation‘ in der Bundesrepublik. In: 50 Jahre Empirische Wahlforschung in Deutschland, hrsg. Markus Klein, Wolfgang Jagodzinski, Ekkehard Mochmann und Dieter Ohr, 235–271. VS Verlag für Sozialwissenschaften.

    Google Scholar 

  • Festinger, Leon. 1957. A Theory of Cognitive Dissonance. Stanford University Press.

    Google Scholar 

  • Fournier, Patrick. 2005. Ambivalence and Attitude Change in Vote Choice: Do Campaign Switchers Experience Internal Conflict? In: Ambivalence, Politics, and Public Policy, hrsg. Stephen C. Craig und Michael D. Martinez, 27–46. New York: Palgrave.

    Google Scholar 

  • Heider, Fritz. 1946. Attitudes and Cognitive Organization. Journal of Psychology 21:107–112.

    Article  Google Scholar 

  • Kratz, Agatha. 2019. Politische Sachfrage. In: Zwischen Polarisierung und Beharrung: Die Bundestagswahl 2017, hrsg. Sigrid Roßteutscher, Rüdiger Schmitt-Beck, Harald Schoen, Bernhard Weßels und Christof Wolf, 215–231. Baden-Baden: Nomos.

    Google Scholar 

  • Lavine, Howard. 2001. The Electoral Consequences of Ambivalence Toward Presidential Candidates. American Journal of Political Science 45:915–929.

    Article  Google Scholar 

  • Lavine, Howard G., Christopher D. Johnson und Marco R. Steenbergen. 2012. The Ambivalent Partisan. How Critical Loyalty Promotes Democracy. Oxford: Oxford University Press.

    Google Scholar 

  • Lodge, Milton, und Charles S. Taber. 2013. The Rationalizing Voter. Cambridge: Cambridge University Press.

    Book  Google Scholar 

  • Lohse, Eckart, und Albert Schäffer. 2015. Schläge aus München härten ab. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 20. November 2015.

    Google Scholar 

  • Leithäuser, Johannes (Lt.). 2018. Einigungsappelle im Unionsstreit. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 3. Juli 2018, 1.

    Google Scholar 

  • Mader, Matthias, und Harald Schoen. 2019. The European Refugee Crisis, Party Competition, and Voters’ Responses in Germany. West European Politics 42:67–90.

    Article  Google Scholar 

  • Oppelland, Torsten. 2019. Profilierungsdilemma einer Regierungspartei in einem fragmentierten Parteiensystem. In: Zwischen Stillstand, Politikwandel und Krisenmanagement. Eine Bilanz der Regierung Merkel 2013–2017, hrsg. Reimut Zohlnhöfer und Thomas Saalfeld, 63–85. Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

  • Pappi, Franz Urban, und Susumu Shikano. 2001. Personalisierung der Politik in Mehrparteiensystemen am Beispiel deutscher Bundestagswahlen seit 1980. Politische Vierteljahresschrift 42:355–387.

    Article  Google Scholar 

  • Plischke, Thomas. 2014. Wann Wähler entscheiden. Abläufe von Entscheidungsprozessen und der Zeitpunkt der Wahlentscheidung. Baden-Baden: Nomos.

    Google Scholar 

  • Roßteutscher, Sigrid, Rüdiger Schmitt-Beck, Harald Schoen, Bernhard Weßels, Christof Wolf, Ina Bieber, Lars-Christopher Stövsand, Melanie Dietz, Philipp Scherer, Aiko Wagner, Reinhold Melcher und Heiko Giebler. 2018a. Vor- und Nachwahl-Querschnitt (Kumulation) (GLES 2017). GESIS Datenarchiv, Köln: ZA6802 Datenfile Version 3.0.0, doi:https://doi.org/10.4232/1.13236.

  • Roßteutscher, Sigrid, Rüdiger Schmitt-Beck, Harald Schoen, Bernhard Weßels, Christof Wolf, Maria Preißinger, Agatha Kratz und Alexander Wuttke. 2018b. Wahlkampfpanel (GLES 2017). GESIS Datenarchiv, Köln: ZA6804 Datenfile Version 4.0.0, doi: https://doi.org/10.4232/1.13139.

  • Schmitt-Beck, Rüdiger, und Julia Partheymüller. 2012. Why Voters Decide Late: A Simultaneous Test of Old and New Hypotheses at the 2005 and 2009 German Federal Elections. German Politics 21:299–316.

    Article  Google Scholar 

  • Schoen, Harald. 2008. Mir san mir an der weiß-blauen Wahlurne? Eine Analyse des Einflusses der Bundespolitik auf Wahlverhalten bei bayerischen Landtagswahlen 1966 bis 2003. Wähler und Landtagswahlen in der Bundesrepublik Deutschland, hrsg. Kerstin Völkl, Kai-Uwe Schnapp, Everhard Holtmann und Oscar W. Gabriel, 63–92. Baden-Baden: Nomos.

    Google Scholar 

  • Schoen, Harald. 2010. Gute Seiten, schlechte Seiten. Eine Analyse zur Wirkung von Ambivalenz auf die politische Urteilsbildung in Deutschland. Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft 39:105–122.

    Google Scholar 

  • Schoen, Harald, und Konstantin Gavras. 2019. Eher anhaltende Polarisierung als vorübergehende Verstimmung. Die Flüchtlingskrise und die Bürgerurteile über die Große Koalition zwischen 2013 und 2017. In: Zwischen Stillstand, Politikwandel und Krisenmanagement. Eine Bilanz der Regierung Merkel 2013–2017, hrsg. Reimut Zohlnhöfer und Thomas Saalfeld, 17–37. Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

  • Sebaldt, Martin. 2013. Christlich-Soziale Union in Bayern e. V. (CSU). In: Handbuch der deutschen Parteien, 2. Aufl., hrsg. Frank Decker und Viola Neu, 222–232. Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

  • Weigl, Michael. 2013. Christlich-Soziale Union in Bayern e. V. (CSU). In: Handbuch Parteienforschung, hrsg. Oskar Niedermayer, 469–495. Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Harald Schoen .

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2021 Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature

About this chapter

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this chapter

Schoen, H., Pesthy, M. (2021). Das Verhältnis zwischen CDU und CSU, dissonante Bürgerurteile und Wahlverhalten bei der Bundestagswahl 2017. In: Weßels, B., Schoen, H. (eds) Wahlen und Wähler. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-33582-3_22

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-33582-3_22

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-33581-6

  • Online ISBN: 978-3-658-33582-3

  • eBook Packages: Social Science and Law (German Language)

Publish with us

Policies and ethics