Zusammenfassung
Der Beitrag greift das Phänomen der Digitalität aus einer bildungstheoretischen Perspektive auf, indem das Prinzip der Universalität mit der neuen Unübersichtlichkeit ins Verhältnis zu Unbestimmtheit und der Unberechenbarkeit des Sozialen gesetzt werden. Damit wird auf die Figuration der Unbestimmtheit als Konsequenz der Komplexitätssteigerung angespielt. Dies geschieht in zwei Schritten. Zunächst wird Digitalität konzeptionell in den Blick genommen und in Abgrenzung zu Digitalisierung diskutiert, um das Prinzip der Universalität im Zusammenhang mit dem Denken über rechenbasierte Architekturen hervorzuheben. Im Anschluss daran wird die Herstellung von Orientierung unter den Bedingungen der Digitalität analytisch gefasst und entlang der neuen Unübersichtlichkeit und Unbestimmtheit diskutiert. Es werden bisherige Linien, die sich im Schnittfeld von Medien- und Bildungstheorie verorten lassen einerseits rekonstruktiv auf den Gegenstandsbereich der Digitalität bezogen. Andererseits wird aufbauend auf den zusammengeführten Linien die besondere Qualität von digitalen Technologien herausgestellt, um sie für weitergehende bildungstheoretische Diskussionen anschlussfähig zu machen. Dies geschieht unter besonderer Berücksichtigung von Krisen, die sich aus der neuen Unübersichtlichkeit heraus ergeben.
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Verständig, D. (2023). Vom Prinzip der Universalität zur Unberechenbarkeit des Sozialen. In: Aßmann, S., Ricken, N. (eds) Bildung und Digitalität. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-30766-0_14
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