Der Arbeitsmarkt in Chinas Hotelindustrie: Mismatch, Generationenkonflikt und Wertewandel

Zusammenfassung

Auf seinem Weg zu einer Dienstleistungsgesellschaft hat China derzeit, bedingt durch den demografischen Wandel sowie die sich verändernden sozioökonomischen Bedingungen, mit einem enormen Rekrutierungsengpass qualifizierter Fachkräfte zu kämpfen. Der vorliegende Beitrag geht der Frage auf den Grund, wie Arbeitgeber und Arbeitnehmer/innen mit den neuen personalwirtschaftlichen Rahmenbedingungen umgehen. Er stellt dar, welche strukturellen Veränderungen sowie soziokulturellen Werteverschiebungen und Generationenkonflikte auf dem chinesischen (Hotel-)Arbeitsmarkt stattfinden und welche Faktoren ausschlaggebend für den vorhandenen Arbeitsmarkt-mismatch sind. Dabei verfolgt diese Arbeit einen multiperspektivischen Ansatz: Vor dem Hintergrund der signal- und screening-Theorie (SST) und Erkenntnissen aus der Neuen Institutionenökonomik (NIÖ) werden sowohl die von Arbeitgebern als auch von Arbeitnehmern bzw. Arbeitnehmerinnen benutzten formellen (Bildung/suzhi) und informellen (guanxi) Institutionen des Rekrutierungsprozesses beleuchtet und analysiert, wie die Akteure auf dem chinesischen Arbeitsmarkt versuchen, die bestehende Informationsasymmetrie mittels der vorhandenen Institutionen auszugleichen. Die Ergebnisse zeigen, dass die aktuelle Forschung zu guanxi den komplexen institutionellen Transformationsprozessen in China nicht gerecht wird. Entgegen gängiger Annahmen ist eine erhöhte Bedeutung von beiden Institutionen, guanxi und Bildung/suzhi, komplementär zueinander während des unsicheren Prozesses der Umstrukturierung zu beobachten.