Einleitung: Die chinesische Moderne

Zusammenfassung

Der in China derzeit ablaufende soziale Wandel lässt sich als vieldimensionale Transformation begreifen, die ineinander verschränkte Prozesse der Industrialisierung, Urbanisierung, Stratifikation, Bildungsrevolution, Differenzierung von Lebensstilen, Internationalisierung usw. umfasst. Aufgrund der eigenen kulturellen Basis, einer zwischenzeitlichen Modernisierung unter sozialistischen Vorzeichen und der enormen Geschwindigkeit, mit der diese Transformation abläuft, muss die chinesische Moderne aber anhand ihrer eigenen Kriterien verstanden werden. Westliche sozialwissenschaftliche Theorien liefern hierfür wichtige Fragestellungen und Ansatzpunkte für Erklärungen, müssen aber stets auch kritisch auf ihre Tauglichkeit zur Anwendung auf China befragt werden. Die im hier vorgestellten Sammelband vereinten Aufsätze tun dies, ohne einer theoretischen Engführung zu folgen, sondern mit der notwendigen Pluralität theoretischer Perspektiven. Durch ihre detaillierten Untersuchungen zu den neuralgischen Bereichen der chinesischen Gegenwartsgesellschaft – Familie, Bildung, Arbeit und Identität – gelingt es den Beiträgen, ein kohärentes Bild einer durch vielfältige Gegensätzlichkeiten geprägten Gesellschaft zu zeichnen. Mit anderen Worten einer sich modernisierenden Gesellschaft, die jedoch gängige Annahmen über die Moderne in Frage stellt.