Nordau, Max: Entartung

Zusammenfassung

Diese in zwei Bänden 1892/93 erschienene kulturkritische Untersuchung ist ein Versuch, mit Hilfe des Begriffs ‚Entartung‘ gewisse künstlerische und kulturelle Phänomene des ausgehenden 19. Jh.s zu deuten. Der Autor übernahm diesen Begriff aus der zeitgenössischen, in vieler Hinsicht anfechtbaren, Anthropologie und Medizin. Er verwendet ihn überdies in polemischer Weise als negativen Wertbegriff, der es ihm ermöglicht, alle von der ‚gesunden‘ und ‚entwicklungsfähigen‘ Normalität abweichenden künstlerischen Erscheinungen seiner Zeit zu diffamieren. In der Literatur der Jahrzehnte vor und nach 1933 dürfte es kaum ein zweites Buch geben, das ähnlich umfassend gegen alle ästhetischen und kulturellen Erscheinungen der Epoche polemisiert und dabei auf fast jeder der mehreren hundert Seiten verrät, dass sein Autor der Eigenart der so heftig angegriffenen Phänomene ohne Verständnis gegenübersteht. Wie die meisten radikalen konservativen Kulturkritiker erklärt auch Nordau den historisch gegebenen kulturellen und gesellschaftlichen Zustand als ‚natürlich‘ und ‚organisch gewachsen‘.

Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH