Mann, Thomas: Die politischen Schriften

Zusammenfassung

Eine trennscharfe Gruppierung des umfangreichen publizistischen Werks in politische, literarische und autobiographische Schriften ist kaum zu leisten. Zumeist vermischen und durchdringen sich die sachlichen Kategorien und die verschiedenen Intentionen des Autors im einzelnen Text. So markiert, um ein wichtiges Beispiel vorwegzunehmen, seine Ansprache im Goethejahr, die er 1949 wortgleich in Frankfurt a. M. und in Weimar hielt (was an sich schon ein Politikum darstellte), zunächst eine wichtige Zäsur der deutschen Zeitgeschichte wie auch seine Absicht der politischen Einflussnahme. Zugleich werden die Person und das Werk Goethes als maßgebliche kulturelle Orientierungen herausgehoben – und zwar sowohl für den Redner selbst (der im gleichen Jahr den Frankfurter Goethe-Preis entgegennahm und in der Presse gelegentlich als „Stellvertreter Goethes auf Erden“ ironisiert wurde) als auch für das in Trümmern liegende und politisch geteilte Deutschland. Die autobiographische Dimension wird schließlich ausdrücklich hervorgehoben und reflektiert – nicht zuletzt die Tatsache, dass der exilierte Nobelpreisträger und amerikanische Staatsbürger nun gegen seine ursprüngliche Absicht wieder deutschen Boden betrat, um in Ost und West diese Rede zu halten.

Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH