Zusammenfassung
Der Wirtschaftstheoretiker Douglass North erweitert die rationale Entscheidungstheorie in einem wesentlichen Punkt: Entscheidungen gerade unter Bedingungen von Unsicherheit werden auf der Basis von shared mental models, also von gemeinsamen Deutungsmustern getroffen. Diese Muster können massive Fehler enthalten. Es gibt keinen einleuchtenden Grund für die Annahme, dass die Entscheider zutreffende Modelle verwenden. Es geht also darum, die Implikationen der Annahme zu entwickeln, dass Menschen mentale Modelle verwenden, die typischerweise fehlerhaft sind. Da Menschen in Familien und Gesellschaften leben, werden sie durch Sozialisationsprozesse trainiert, gemeinsame bzw. ähnliche Modelle zu verwenden. Das ökonomische Entscheidungsmodell soll also um die Annahme erweitert werden, dass Menschen disparate und oftmals falsche mentale Modelle zur Bestimmung und Definition ihrer Interessen verwenden. Die Standardannahmen der Spieltheorie werden dann eine besondere Untermenge im Rahmen einer neuen Version, die konsistenter ist mit den empirischen Beobachtungen zum unvermeidlich begrenzten menschlichen Erkenntnisvermögen.
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Reese-Schäfer, W. (2019). Douglass North und das Problem der Shared Mental Models – Kognition und Ideologie. In: Ideengeschichte als Provokation. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04840-0_14
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