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„Vor der Fahne der Jugend sind alle gleich“ Eine Rede des Reichsjugendführers von Schirach 1938

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„Als der Geist der Gemeinschaft eine Sprache fand“
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Zusammenfassung

Bei dem folgenden Text handelt es sich um eine der Reden, die der Reichsjugendführer Baldur von Schirach jeweils am Vorabend von „Führers Geburtstag“, am 18. April, auf der Marienburg zur Eröffnung einer Gelöbnis-feier von HJ-Pimpfen hielt — die hier untersuchte Rede wurde am 14.4.1938 gehalten.1

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Literatur

  1. Vgl. den in Kap. 6.4. analysierten Abschnitt aus dem Buch von Stellrecht 1942.

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  2. Diese Argumentation durchzieht alle Reden von Schirachs; sie bildet insbesondere den Leitfaden seines Buches von 1934, in dem die HJ explizit als Fortsetzung der Jugendbewegung vom Ende des 19. Jhds. vorgestellt wird: Jedenfalls als Fortsetzung in der Form (wozu die genannten Elemente der Fahrt u.dgl. gehören), aber gefüllt mit dem Inhalt der „neuen Bewegung“ (s. a.a.O., S. 15). In Hinblick auf die Übernahme von Formelementen bis hin in die Bezeichnungen der Gliederungen der HJ ist es bemerkenswert, daß sie Übereinstimmungen mit der zugleich wildromantischsten wie auch elitärsten Gruppierung der Jugendbewegung, den „Nerothern” aufweist, s. dazu die Dokumentation bei Kind (1974, Bd. III): 211 ff.

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  3. Dieses Pathos der Männlichkeit ist gut in den Liedern der bündischen Jugend, etwa in ihrer Landsknechtromantik nachzuverfolgen (der Nationalsozialismus konnte sie einfach übernehmen); Material dazu bietet Gottfried Wuttke 1924. Die Härte des Lagerlebens, insbesondere ausdrücklich als solche durchgeführte Kriegsspiele dienten als Ausweis der antibürgerlichen Haltung gerade bei den elitären Bünden, wie noch in der spätromantischen Darstellung von Kay (Karl Hermann) Tjaden (1958) deutlich wird. Dieses Moment wird recht anschaulich in Szene gesetzt in Ernst von Salomons autobiographischem Roman (1962). Allgemein zu diesem Moment die bissige Darstellung bei Harry Pross (1964). Eine genauere Analyse wird hier in den Attitüden viel von pubertärer Geschlechtsunsicherheit aufzeigen, die sich manchmal unfreiwillig-komisch verrät wie in der folgenden, wohl „trotzig (!)“ gemeinten Erklärung von Robert Oelbermann aus dem Jahre 1930: „Zunächst wollen wir uns bewußt sein, daß der Nerother Bund ein Jungenbund ist, und zur Hauptsache eben aus Jungengemeinschaften besteht. Befreit von den Mädchen (!) unter zielsicherer und anerkannter Führung und Bejahung der Freundschaft, schuf das Nerommentum ein urwüchsiges Bubenleben, das zu inneren und äußeren Gestaltung des Bundes führte” (Zitat nach Kind 1974, Bd. III: 222). Das weiche Gegenbild dazu sind die schwiemeligen Ergüsse von Hans Blüher, z.B. (21921).

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  4. Auch hier kann der Nationalsozialismus in gewissen Sinne an die zaghaften Versuche in der Wandervogelbewegung anknüpfen, die jetzt aber eine gesellschaftliche Dimension bekommen, s. in diesem Sinne Erika Trepte (1942). Aufschlußreich sind Äußerungen von Mädchen aus der Provinz, die die entsprechenden kulturellen Barrieren nicht überwinden, wie sie Klönne (1981: 548–550) aus Bayern im Jahr 1936 wiedergibt: In den schriftlichen Begründungen der Mädchen dafür, daß sie nicht dem BdM beitreten, heißt es u. a. „Auch ließen mich die Eltern mit Badeanzug öffentlich nicht auftreten und auch nicht von solchen, welche Badeanzüge öffentlich tragen, nicht erziehen“; oder „Weil wir uns schämen mit den Turnanzügen, wie sie sie bereits haben müßten, im Freien herumzulaufen und von den anderen verlacht zu werden”; oder auch einfach „Täte mich auch schämen“. Die „kulturelle Wegstrecke” bis zu den Konflikten, die heute den Unterricht für türkische Mädchen bestimmen, ist in der „deutschen“ Schule noch nicht allzu lange zurückgelegt.

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  5. In diesem Kontext ist auch der Ausdruck Uniform (57, 60) widersprüchlich: Zwar symbolisiert er die Integration in den Apparat, wie ich das oben (Abschnitt 4) analyisert habe, aber auch die erwachsene Wichtigkeit. Der Stolz auf die Uniform bestimmt so auch heute noch viele Erinnerungen (extrem so bei Blohm 1977). Vor allem mußte die Uniform für die Mädchen wichtig sein — gewissermaßen als Aufnahme in die Männerwelt (s. die Erinnerung einer ehemaligen BdM-Organisierten bei Blohm 1977: 60 ff.). Bei der Herkunft aus der „besseren Gesellschaft“ war für die Mädchen die Uniform nicht zuletzt auch ein effektives Mittel gegen den bürgerlichen Zwang, sich herauszuputzen, s. Fick (1939: 63).

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  6. Für einen Überblick über die Entwicklung s. David Schoenbaum (1968).

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  7. Der Faschismus läuft folgegerecht auf eine Ästhetisierung des politischen Lebens hinaus“, Walter Benjamin (1936: 42); vgl. auch von demselben (1930).

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  8. Peter von Polenz weist mich brieflich auf die religiöse Anspielung hin, die sicher verbreitete Erlebnisqualitäten mobilisieren konnte (wie der Faschismus als „Werk der göttlichen Vorhersehung“ generell). Die Tradition der kaum säkularisierten Religiösität, in der die faschistische Inszenierung steht, ist vor allem von George Lachmann Mosse untersucht worden, s. (1975), (1978).

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  9. Den Topos der Jugendbewegung Jugend führt Jugend konnte von Schirach nur deswegen so emphatisch aufrechterhalten (s. passim Belege in der Sammlung „Revolution der Erziehung“, op.cit., z. B. S. 116), weil der Ausdruck Jugend die zuvor beschriebene „Dynamisierung` bzw. semantische Verschiebung durchlaufen hatte (s. Anm. 19). Immerhin konnte die HJ diesen Topos mit größerem Recht für sich reklamieren, als die früheren hündischen Gruppen: Bis zur Ebene des Bannführers waren die Gruppenführer im Durchschnitt kaum oder nur wenig älter als die „Geführten”, und auch die Bannführer hatten nur ein Durchschnittsalter von 25 J. (s. Stachura 1981: 130). Die höheren Chargen rechtfertigen den Topos allerdings nicht mehr, wie die Person des Reichsjugendführers selbst, des reichlich überalterten (ehemaligen) Studenten von Schirach, zeigt.

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  10. Es handelt sich wohl nicht nur darum, daß die Hitler-Rede der Schirachschen vier Jahre vorausgeht, sondern um ein Verhältnis von Muster und Exempel. Hitler hielt seine Rede auf dem Nürnberger Parteitag am 9.9.1934; abgedruckt ist sie im (und hier zitiert nach dem) Völkischen Beobachter v. 10.9.1934, der nahezu vollständig dem Parteitag gewidmet ist. Die Rede steht dort auf S. 4, die den ganzseitigen Titel trägt: Adolf Hitler verpflichtet die Jugend auf Deutschland — obwohl der größte Teil der Seite von Hitlers Rede vor der NS-Frauenschaft in Anspruch genommen wird.

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  11. Die Zitate aus dem Neuen Testament nach der Übersetzung von J. Kürzinger (Aschaffenburg: Pattloch 251979), die sich von den damals üblichen Texten wohl nicht allzu-sehr unterscheidet.

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© 1984 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Maas, U. (1984). „Vor der Fahne der Jugend sind alle gleich“ Eine Rede des Reichsjugendführers von Schirach 1938. In: „Als der Geist der Gemeinschaft eine Sprache fand“. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-96994-1_7

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-96994-1_7

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-11661-7

  • Online ISBN: 978-3-322-96994-1

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