Wolfgang Iser

Zusammenfassung

Die Thesen Wolfgang Isers, die dieser im Zusammenhang seiner Rezeptionsästhetik entwickelt, sind in ihren Grundzügen allgemein bekannt. Trotzdem ist es unerlässlich, auf seine wichtigsten Positionen erneut einzugehen, um diese im Rahmen einer expliziten Auseinandersetzung mit literarischer Offenheit auf ihren möglichen Beitrag hin genauer zu untersuchen. Nachfolgend wird Isers Begriff der Unbestimmtheit fiktionaler Texte als Äquivalent literarischer Offenheit herausgearbeitet und die entsprechende Rolle des Lesers, Isers Beschreibungen folgend, geschildert. Leerstellen werden dabei gemäß Iser als Ursache von Unbestimmtheit herausgestellt. Den Grenzen der Unbestimmtheit, wie sie von Iser wiederum mit Blick auf die Rolle des Lesers erörtert werden, gilt der darauf folgende Abschnitt; die Dialektik von Unbestimmtheit und Bestimmtheit, die sich als logische Schlussfolgerung mit den entsprechenden Konsequenzen für die Rolle des Lesers ergibt, wird anschließend erläutert. Die Ausprägung von Unbestimmtheit als Unterscheidungsmerkmal,die fir die Analyse selbstreflexiv offener Werke von Bedeutung ist, kann schließlich ebenfalls aus der Theorie Isers abgeleitet werden. Nach dieser Darstellung derjenigen Aspekte der Rezeptionsästhetik Isers, die zur theoretischen Analyse literarischer Offenheit beitragen können, wird im zweiten Teil die Problematik seiner Konzeptionen freigelegt werden. Die Tendenz Isers — entgegen seiner eingangs vorgestellten Defmition — Unbestimmtheit als Form der Leserlenkung zu präsentieren, tritt als besonders kritischer Punkt hervor.