Zusammenfassung
Die Fehlzeitenanalysen der Unternehmen zeigen einen Anstieg der Arbeitsunfähigkeitszeiten aufgrund psychischer Erkrankungen. Insbesondere trifft das in Bereichen zu, die in großen Veränderungen stehen. Damit Mitarbeiter im Wandel gesund bleiben, haben die Stadtwerke Hannover das Pilotprojekt enercity vital aufgelegt: Ziel war es, die psychischen und psychosomatischen Prozesse in die Gefährdungsbeurteilung und den umfassenderen Gesundheitsschutz zu integrieren. Es werden zwei Verfahren aufgezeigt, mit denen psychische Prozesse zuverlässig gemessen und bewertet sowie geeignete Maßnahmen zur Verringerung bestehender psychischer Gefährdungen abgeleitet werden können. Die Instrumente sind der psy.Risk®-Mitarbeiterfragebogen zu arbeitsbedingten Belastungen, Beanspruchungen und Ressourcen sowie der psy.Risk®-10-Faktorentest, eine schnelle Hilfe zur Selbstanalyse für Unternehmer und Führungskräfte. Sie wurden von der IPU Dr. Nagel & Partner im Auftrag der Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse (BG ETEM) entwickelt.
Im Artikel wird beschrieben, aus welchem wissenschaftlichen Modell die Instrumente abgeleitet und wie sie aufgebaut sind, welche Validierungsergebnisse erzielt und welche Zusammenhänge zwischen arbeitsbedingten Belastungen, individuellen Gesundheitsressourcen und Beanspruchungsfolgen aufgedeckt wurden. Exemplarisch werden Charts mit Messergebnissen abgebildet, die in der Praxis als Dokumentation zur Gefährdungs- und Ressourcenbeurteilung im psychischen Bereich dienen. Sie differenzieren zwischen Teams und offenbaren die „gesündesten” Bereiche und die „gefährdetsten”. Die Ergebnisse werden so dargestellt, dass notwendige Maßnahmen sofort abgeleitet werden können. Das trifft insbesondere auch für das Selbstanalysetool zu, das in einer handlichen Broschüre im Infoflip®-Format bei der BG ETEM verlegt wurde und dort bestellt werden kann. Die Validierung zeigte, dass die Beurteilung der Belastungssituation von Mitarbeitern durch die Führungskräfte mit gutem Erfolg möglich ist. Durch Schulung steigerte sich die Wahrnehmungs- und Beurteilungsleistung der Führungskräfte weiter.
Abschließend werden Erfahrungen aus dem Projekt diskutiert. Themen sind die Realisierung einer nachhaltigen Verankerung des Vorgehens zum erweiterten Gesundheitsschutz im Unternehmen.
Abstract
The absenteeism monograph of the firms included in the project reveals a rise in employee absenteeism due to psychological disorders. In particular, companies which are undergoing major change are affected. For this reason the Hanover public utility authority (Stadtwerke Hannover) started the pilot project “enercity vital” in order to support the health of its employees. The goal was to integrate psychological and psychosomatic processes into risk assessment and comprehensive occupational health protection. Two strategies are presented which reliably measure and evaluate psychological processes. They also support the derivation of applicable methods for the decrease of existing psychological hazards. The tools used are the psy.Risk® questionnaire for employees for the measurement of psychological stress and strain and psychological health resources, as well as the psy.Risk®-10-Factor-Test for the self-assessment of employers and managers. They were developed of IPU Dr. Nagel & Partner on behalf the Employers’ Liability Insurance Association (BG ETEM).
The paper describes the scientific model of the instruments, their structure, the results of the validation, and the correlation between work-related stress and strain and psychological health resources. There are exemplary charts with measurement results which can be used as documentation for risk and resource assessment for work-related mental health risks. Different teams are distinguished to indicate which are the “healthiest” and “most risky”. The presentation of the results allows for immediate intervention. The self-assessment tool in particular can be used in this same way. It was published by the BG ETEM in an easyto-use brochure and can also be ordered from the brochure. The validation has shown that the assessment is a good way for managers to evaluate employees’ mental stress situations. Through training, management perception and evaluation can be increased.
In conclusion, experiences from the project are discussed in the report. Topics deal with the realization of a sustainable implementation of the procedure for enhanced health protection in companies.
Literaturverzeichnis
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Weitere Veröffentlichungen von Nagel, Ulla: Nagel U (2005). psy.Risk®-Toolbox. In: Packebusch L, Weber B, Laumen S (Hrsg.) Psychologie der Arbeitssicherheit und Gesundheit. 13. Workshop 05. Asanger Verlag
Nagel U (2007). Validierung psy.Risk®A und psy.Risk®-10-Faktorentest. In: Bärenz P, Metz A-M, Rothe H-J (Hrsg.) Psychologie der Arbeitssicherheit und Gesundheit. 14. Workshop 07. Asanger Verlag
Nagel U (2007). Führung und Prävention psychischer Fehlbeanspruchungen. In: Rausch K (Hrsg.) Organisation gestalten. Struktur mit Kultur versöhnen. Pabst Science Publ
Nagel U (2008). Validierung der psy.Risk®- Instrumente. In: Clases C, Schulze H (Hrsg.) Kooperation konkret
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Nagel, U., Gerecke, U., Jessulat, R. et al. Erweiterte Prävention in der Arbeit: Erfassung psychischer Fehlbelastungen, Fehlbeanspruchungen und Gesundheitsressourcen mit den validierten Diagnoseinstrumenten psy.Risk®. Zbl Arbeitsmed 61, 230–242 (2011). https://doi.org/10.1007/BF03344328
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF03344328
Schlüsselwörter
- Erweiterte Prävention in der Arbeit
- psychische Fehlbelastungen und Fehlbeanspruchungen
- psychische Gesundheitsressourcen
- Gefährdungsbeurteilung für ganzheitliche Gesundheitsgefahren
- Messen psychischer Phänomene