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Das Aufklärungsgespräch bei der Lebendorganspende aus haftungsrechtlicher Sicht

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Festschrift für Franz-Josef Dahm
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Zusammenfassung

Die freiwillige Entscheidung, ein eigenes Organ zu Lebzeiten zu spenden, ist Ausdruck der Autonomie eines jeden. Für den Organempfänger stellt eine Lebendorganspende angesichts der Wartezeiten auf ein Transplantat regelmäßig einen Segen dar. Doch was bedeutet die Lebendorganspende für den Spender? Nüchtern betrachtet, handelt es sich um einen chirurgischen Eingriff, der wie jede Operation mit Risiken behaftet ist, für den keine medizinische Indikation besteht und von dem der Spender in medizinischer Hinsicht nicht profitieren wird. Vielmehr bestehen durch die Entnahme eines Organs oder eines Teils des Organs langfristige gesundheitliche Risiken für den Spender. Doch der Entschluss zur Lebendspende folgt gerade nicht einer rein sachlichen Betrachtung, sondern entspringt der Beziehung zwischen Spender und Empfänger. Aufgrund ihrer Komplexität und der Bedeutung der Spende sowohl für den Empfänger als auch für den Spender ist die Entscheidungsfindung störanfällig. Um sicherzustellen, dass die Entscheidung zur Lebendspende freiwillig und nicht aufgrund von Druck oder gar aus monetären Gründen erfolgt, sowie zum Schutz des Lebens und der Gesundheit des Spenders, hat der Gesetzgeber bei der Normierung der Lebendorganspende im TPG der Aufklärung des Spenders besondere Bedeutung beigemessen und sie an strenge Formvorschrift geknüpft. In Haftungsprozessen, die Lebendorganspenden zum Gegenstand haben, wird daher regelmäßig diskutiert, welche Folgen ein Verstoß gegen diese Form- und Verfahrensvorschriften hat. Hiermit soll sich dieser Beitrag beschäftigen.

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Notes

  1. 1.

    S. hierzu: BVerfG, MedR 2000, 28 ff.

  2. 2.

    Im Jahr 2015 wurden in Deutschland 296 Lungen (davon 1 Lebendspende), 1.800 Nieren (davon 645 Lebendspenden) und 891 Lebern (davon 45 Lebendspenden) gespendet. Im gleichen Jahr haben nach der Warteliste von Eurotransplant in Deutschland 396 Menschen auf ein Lungentransplantat, 7.350 Menschen auf ein Nierentransplantat und 1.233 Menschen auf ein Lebertransplantat gewartet; Quelle: https://www.organspende-info.de/infothek/statistiken, Zugriff am: 28.9.2016; http://statistics.eurotransplant.org/index.php?search_type=transplants+%28living+donor%29& search_region=Germany&search_period=2015, Zugriff am: 28.9.2016.

  3. 3.

    BT‐Dr. 13/4355, S. 20; siehe zu den Risiken und Vorteilen der Lebensorganspende auch: Tag, in: MüKo‐StGB, 2. Aufl. 2013, TPG, § 8, Rdnrn. 2 ff.

  4. 4.

    BT‐Dr. 13/4355, S. 14, S. 20 f.; siehe hierzu auch BVerfG, MedR 2000, 28, 31.

  5. 5.

    Siehe § 19 Abs. 1 Nr. 3 i. V. m. § 8 Abs. 1 S. 1 Nr. 1b TPG; Tag, in: MüKo‐StGB, 2. Aufl. 2013, TPG, § 8, Rdnr. 9.

  6. 6.

    Middel/Scholz, in: Spickhoff (Hrsg.), Medizinrecht, 2. Aufl. 2014, TPG, § 8, Rdnr. 10.

  7. 7.

    Häberle, in: Erbs/Kohlhaas, Strafrechtliche Nebengesetze, 208. Erg.‐Lfg. 2016, TPG, § 5, Rdnr. 3; Rixen, in: Höfling (Hrsg.), TPG, 2. Aufl. 2013, § 5, Rdnrn. 8 f.; überzogen: Edelmann, VersR 1999, 1065, 1069, der verlangt, dass hierfür Beschäftigte anderer Krankenhäuser hinzugezogen werden müssen.

  8. 8.

    LG Düsseldorf, Urt. v. 21.6.2012 – 3 O 388/10.

  9. 9.

    Siehe auch: OLG Düsseldorf, Urt. v. 21.4.2016, I – 8 U 115/12.

  10. 10.

    OLG Düsseldorf, Urt. v. 21.4.2016, I – 8 U 115/12.

  11. 11.

    OLG Düsseldorf, Urt. v. 21.4.2016, I – 8 U 115/12 mit Verweis auf Gutmann, in: Schrot/König/Gutmann/Oduncu, TPG, 2005, § 8, Rdnrn. 39 f.

  12. 12.

    So wohl: LG Düsseldorf, Urt. v. 21.6.2012, 3 O 388/10.

  13. 13.

    BT‐Dr. 13/4355, S. 21.

  14. 14.

    LG Essen, Urt. v. 2.11.2015 – 1 O 279/13, das unter Bezugnahme auf die Gesetzesbegründung darauf verweist, dass die zivilrechtlichen Folgen eines Verfahrensverstoßes im TPG nicht normiert worden seien.

  15. 15.

    Greiner, in: Spickhoff (Hrsg.), Medizinrecht, 2. Aufl. 2014, Rdnr. 284.

  16. 16.

    LG Düsseldorf, Urt. v. 21.6.2012 – 3 O 388/10.

  17. 17.

    LG Düsseldorf, Urt. v. 21.6.2012 – 3 O 388/10.

  18. 18.

    BGHZ 166, 336, 344 = BGH, MedR 2006, 588, 590; siehe auch Geiß/Greiner, Arzthaftpflichtrecht, 7. Aufl. 2014, Kap. C, Rdnr. 138.

  19. 19.

    OLG Zweibrücken, NJW 2005, 74 = MedR 2005, 240.

  20. 20.

    So im Ergebnis auch: OLG Düsseldorf, Urt. v. 21.4.2016 – I‐8 U 115/12.

  21. 21.

    Vgl. BT‐Dr. 13/4335, S. 20.

  22. 22.

    So auch: LG Essen, Urt. v. 2.11.2015 – 1 O 279/13.

  23. 23.

    Laufs, in: ders./Kern, Handbuch des Arztrechts, 4. Aufl. 2010, § 63, Rdnr. 2.

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Kubella, K. (2017). Das Aufklärungsgespräch bei der Lebendorganspende aus haftungsrechtlicher Sicht. In: Katzenmeier, C., Ratzel, R. (eds) Festschrift für Franz-Josef Dahm. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-54115-9_18

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-54115-9_18

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  • Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg

  • Print ISBN: 978-3-662-54114-2

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