Zusammenfassung
Die Integration der (Spät-)Aussiedler wird oft als Erfolgsgeschichte erzählt. Dabei wird auf materielle Integrationsindikatoren, aber auch auf eine allgemeine „Unauffälligkeit“ verwiesen. Die materielle Integration der (Spät-)Aussiedler ist insgesamt tatsächlich als erfolgreich zu bewerten, wobei Differenzierungen nach Herkunftsländern nötig sind. Zentral für die gelungene Integration war die auf umfassende Gleichstellung ausgerichtete Integrationspolitik, die den sofortigen Zugang zur deutschen Staatsangehörigkeit, Sprachkurse und andere Eingliederungshilfen beinhaltete. Die gesellschaftliche Unauffälligkeit wurde durch eine liberale Namensänderungspolitik begünstigt. Der aus diesen Maßnahmen resultierende Anpassungsdruck bietet zugleich den Ansatzpunkt für eine kritische Dekonstruktion des Erfolgsdiskurses.
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Panagiotidis, J. (2019). „Wir Strebermigranten“? Migration und Erfolg bei (Spät-)Aussiedlern. In: Genkova, P., Riecken, A. (eds) Handbuch Migration und Erfolg. Springer Reference Psychologie . Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18403-2_3-1
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