Zusammenfassung
Filme sind Teil des kollektiven Gedächtnisses einer Gesellschaft. Mit bestimmten Filmen werden z. B. nationale Ereignisse bewahrt. Zugleich regen sie zu einer kritischen Auseinandersetzung mit diesem Ereignis an. Ähnlich wie bei anderen Künsten sind auch Filme in der jeweiligen nationalen Kultur verwurzelt und entstehen an einem bestimmten Ort.
Notes
- 1.
z. B. dem iranischen Regisseur Jafar Panahi, der mit seinen Filmen Der weiße Ballon 1995 die Goldene Kamera des Filmfestivals in Cannes, Der Kreis 2010 den Goldenen Löwen der Filmfestspiele von Venedig und Taxi Teheran 2015 den Goldenen Bären der Berlinale gewann. 2010 wurde Panahi wegen seiner Filme zu sechs Jahren Haft und einem 20-jährigen Berufsverbot verurteilt (Quelle: http://www.theguardian.com/world/2010/dec/20/iran-jails-jafar-panahi-films. Zugegriffen am 20.02.2016.)
- 2.
„Das politische Engagement von Künstlern, Dichtern und Denkern war ein besonderes Phänomen des Ersten Weltkriegs. Sie suchten Stimmungen auszudrücken, Erlebnisse abzubilden und Ideen zu entwickeln. Künstler und Dichter schufen 1914/15 martialische Bilder und Skulpturen oder publizierten Kriegsgedichte und sogenannte Kriegsschriften. Philosophen, Historiker und Theologen bemühten sich, dem Krieg eine größere Bedeutung, einen höheren Sinn zu verleihen.“ (Bruendel 2014, S. 9).
- 3.
Für den Einsatz des Films in der psychologischen Kriegsführung wurde von der Obersten Heeresleitung des Kaiserreichs 1917 das „Bild- und Filmamt (Bufa)“, die Vorgängerin der „Universum Film AG (UFA)“, gegründet.
- 4.
Die Dechiffrierung von Filmen ist immer eine theoriegeleitete Rekonstruktion und niemals eindeutig. Oft sehen Filminterpretationen nur das, was ihnen ihre Theorie an Kategorien anbietet oder einfach nur das, was sie sehen wollen. Auf diese Weise können sich Filme und ihr Interpretationsrahmen gegenseitig bestätigen: Wer z. B. von dem psychoanalytischen Diktum: „Wer über den Blick verfügt, verfügt auch über die Macht“ überzeugt ist, glaubt dies in jedem Film zu erkennen, der zugleich als Beleg für diese Theorie gilt (Thompson 2001, S. 427).
- 5.
2014 „Deutscher Filmpreis“ für den besucherstärksten Film des Jahres bzw. erfolgreichster französischer Film aller Zeiten in Frankreich.
- 6.
Quelle: www.polish-online.com/geschichte-polen/hitler-stalin-pakt.php. (Zugegriffen am 04.03.2016)
- 7.
Quelle: https://filmkreis.de/programm/archiv/programme/103/Wintersemester+1966-1967/1929/Asche+und+Diamant. (Zugegriffen am 04.03.2016)
- 8.
Schlussbericht der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg 2002, S. 124 (Quelle: https://www.uek.ch/de/. Zugegriffen am 06.03.2016)
- 9.
Quelle: www.srf.ch/kultur/film-serien/solothurner-filmtage/das-boot-ist-voll-die-grueninger-debatte-in-der-schweiz-2. (Zugegriffen am 06.03.2016)
- 10.
http://www.richarddindo.ch/. (Zugegriffen am 07.03.2016)
- 11.
Centre d’études et de documentation guerre et société contemporaine (CEGES): La Belgique docile. Rapport commandé en 2004 par le gouvernement belge.
- 12.
Aline Sax in einem Interview (Quelle: www.belgieninfo.net/die flaemische-kollaboration-das grosse-schweigen/. Zugegriffen am 07.03.2016)
- 13.
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Mai, M. (2018). Filme und kulturelle Identität. In: Geimer, A., Heinze, C., Winter, R. (eds) Handbuch Filmsoziologie. Springer Reference Sozialwissenschaften. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10947-9_78-1
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