Zusammenfassung
Vor dem Hintergrund eines konstruktivistischen Verständnisses sozialer Wirklichkeit sowie der Rolle medialer Kommunikation in gegenwärtigen Gesellschaften wird das Verfahren filmischer Wirklichkeitskonstruktion vorgestellt. Die Analyse zweier Beispiele – Comizi d’amore von Pier Paolo Pasolini und Viva Maria! von Louis Malle – verdeutlicht, inwiefern eine Soziologie des Films mit einer kultursoziologischen Untersuchung der Stellung konvergiert, die Filme in und zu der sozialen Wirklichkeit ihrer Zeit einnehmen.
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Notes
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Auf das Konzept von Berger und Luckmann beziehen sich verschiedene Autoren in den Kommunikationswissenschaften (z. B. Winfried Schulz, Siegfried J. Schmidt), ebenso wie Vertreter der handlungstheoretischen (z. B. Klaus Neumann-Braun, Michael Charlton), ethnomethodologischen (z. B. James Lull, Gaye Tuchman) und konversationsanalytischen (z. B. Angela Keppler, Ruth Ayaß) Medien- und Rezeptionsforschung, ebenso wie zahlreiche Autoren im Rahmen der Cultural Studies (z. B. Stuart Hall, Rainer Winter, Friedrich Krotz).
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Der grundsätzliche Zugang einer Filmsoziologie der hier vorgestellten Art lässt sich aber auch für diese filmischen Formen fruchtbar machen; für das Beispiel des Fernsehens s. Keppler 2015a.
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Meine Überlegungen in diesem Abschnitt stützen sich in erheblichem Maß auf diese Analyse sowie auf gemeinsame Forschungsarbeiten mit Martin Seel (2013).
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Zur damit verbundenen politischen Romantik in der Vorphase der 68er-Bewegung des 20. Jahrhunderts s. Keppler 2015b.
Literatur
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Filme
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The Wild Bunch, Regie: Sam Peckinpah. USA 1969.
Viva Maria!, Regie: Louis Malle. Frankreich/Italien. 1965.
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Keppler, A. (2018). Filmsoziologie als Teil einer Kultursoziologie. In: Geimer, A., Heinze, C., Winter, R. (eds) Handbuch Filmsoziologie. Springer Reference Sozialwissenschaften. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10947-9_18-1
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