Zusammenfassung
Arbeits-(Zeit-)Gestaltung in Unternehmen unterliegt einem beständigen Wandel. Dieser schlägt sich in Verhandlungen und Regelungen über Arbeitszeitmodelle, aber auch in Veränderungen bei nicht fixierten Gewohnheiten des betrieblichen Umgangs mit (Arbeits-) Zeit nieder. Verantwortlich für diesen Wandel sind vielfältige soziale, politische, technische und ökonomische Faktoren. In der jüngeren Vergangenheit spielte hier nicht zuletzt das Anliegen einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine Rolle – ein Thema, dessen Bedeutung in den verschiedenen Beschäftigten-Generationen unterschiedlich bewertet und mit Inhalt gefüllt wird. Der Beitrag beleuchtet zunächst unterschiedliche Impulse und Kontexte der aktuellen Diskussion über zukunftsfähige Arbeitszeitgestaltung auf betrieblicher wie politischer Ebene. Vor diesem Hintergrund werden acht Leitsätze für eine moderne Arbeitszeitkultur vorgestellt. Sie wurden im Rahmen der «Initiative familienbewusste Arbeitszeiten» gemeinsam mit Unternehmen erarbeitet und gehen in ihrer Reichweite deutlich über das Anliegen einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie hinaus. Skizziert werden aktuelle, oft betriebliche Herausforderungen, die bei der Formulierung der Leitsätze eine Rolle spielten. Ergänzend verdeutlichen Praxisbeispiele, wie die Umsetzung der Leitsätze auf betrieblicher Ebene aussehen kann. Dem Beitrag zugrunde liegt die These, dass Leitsätze einen nützlichen Beitrag leisten können, wenn es darum geht, Dialog- und Aushandlungsprozesse in Unternehmen über zukunftsfähige Arbeitszeitgestaltung zu strukturieren und zu moderieren.
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Notes
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Siehe hierzu das von Bundesfamilienministerin Schröder im Rahmen des Familiengipfels am 12.3.2013 geforderte „Rückkehrrecht auf Vollzeit“, u. a. http://www.stern.de/politik/deutschland/familiengipfel-in-berlin-schroeder-fordert-gesetzlichen-anspruch-auf-rueckkehr-in-vollzeit-1982640.html.
- 3.
Aktuell sind in Deutschland über 1.000 Unternehmen nach dem «audit berufundfamilie» zertifiziert, das seit 1999 existiert. Im Unternehmensnetzwerk Erfolgsfaktor Familie, das seit 2006 existiert, sind zwischenzeitlich rd. 5.000 Unternehmen Mitglied.
- 4.
Befragung des Bundesministeriums für Familie, Soziales, Frauen und Jugend (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2012) und des Bundesverbands der Personalmanager 2012: Einstellungen von Personalverantwortlichen zu familienbewussten Arbeitszeiten, unveröffentlichtes Arbeitspapier.
- 5.
Veranstaltung «Jenseits der Stechuhr» am 29.5.2012 in Siegen in Zusammenarbeit mit der IHK Siegen und der Aktionsplattform familie@beruf.nrw.
- 6.
Die Dokumentation des Unternehmenstages «Erfolgsfaktor Familie 2012» ist auf der Website www.erfolgsfaktor-familie.de unter Mitmachen im Netzwerk – Veranstaltungen – Unternehmenstag oder auf der Wissensplattform zu finden.
- 7.
Der „Flexible Working Report 2012“ der Firma Regus spricht beispielsweise davon, dass bereits 76 % aller Unternehmen in Deutschland mobiles Arbeiten ermöglichten (vgl. Sicking 2013).
- 8.
Studien zufolge pendeln in Deutschland zwischen 20 und 40 % aller Arbeitnehmer, wobei der durchschnittliche Weg zur Arbeit 17 km beträgt, vergleiche http://www.zeit.de/karriere/beruf/2012-08/arbeitswege-pendler-gesundheit.
- 9.
Siehe auch http://www.homeofficeday.ch/#h2tips. Seit 2011 gibt es eine entsprechende Initiative auch in Deutschland.
- 10.
Funktionszeiten sind insbesondere in Servicebereichen immer üblicher und beinhalten im Kern, dass Service-Teams die Abdeckung von festgelegten Servicezeiten gewährleisten, wobei die dazu notwendige Personalplanung in aller Regel in das Team verlegt wird.
- 11.
Quelle: resource people e.K. http://blog.resource-people.de/0303/management.php. (Zugegriffen: 09. Jan. 2014)
- 12.
GfK im Auftrag des BMFSFJ 2011.
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Geisel, S. (2014). Arbeitszeiten flexibel gestalten – Herausforderungen und Leitsätze für eine moderne Arbeitszeitkultur. In: Klaffke, M. (eds) Generationen-Management. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02325-6_8
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