Zusammenfassung
Auszugehen ist von der zentralen These, die Weber in vielen Abwandlungen vorgetragen hat und die deshalb auch kaum einem Interpreten entgehen konnte (zur jüngsten Diskussion über die Entwicklung des Entzauberungs-Gedankens im Werk M. Webers vgl. Winckelmann 1980). Sie bezieht sich auf die Bedeutung, welche das Dominantwerden der erfahrungswissenschaftlichen Erkenntnisform für das menschliche Welt- und Selbstverständnis besitzt. “Das Schicksal einer Kulturepoche, die vom Baum der Erkenntnis gegessen hat, ist es, wissen zu müssen, daß wir den Sinn des Weltgeschehens nicht aus dem noch so sehr vervollkommneten Ergebnis seiner Durchforschung ablesen können, sondern ihn selbst zu schaffen imstande sein müssen, daß ‚Weltanschauungen‘ niemals Produkt fortschreitender Erfahrungswissenschaften sein können“ (WL, 154). In einer genauer eingegrenzten und zugleich apodiktischeren Form findet sich die These in dem 15 Jahre später gehaltenen Vortrag über Wissenschaft als Beruf: “Daß Wissenschaft heute ein fachlich betriebener ‚Beruf‘ ist im Dienste der Selbstbesinnung und der Erkenntnis tatsächlicher Zusammenhänge, und nicht eine Heilgüter und Offenbarungen spendende Gnadengabe von Sehern (und) Propheten oder ein Bestandteil des Nachdenkens von Weisen und Philosophen über den Sinn der Welt — das freilich ist eine unentrinnbare Gegebenheit unserer historischen Situation, aus der wir, wenn wir uns selbst treu bleiben, nicht herauskommen können“ (WL, 609; vgl. RS I, 564).
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Weiß, J. (1993). Die Entzauberung der Welt. In: Vernunft und Vernichtung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94241-8_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-94241-8_2
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-12475-9
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