Zusammenfassung
Ob sich Gesundheitsforscher an den Forschungsprogrammen der Gemeinschaft beteiligen und diese als eine Ergänzung oder Alternative zur nationalen Forschungsförderung verstehen, hängt nicht nur von der Attraktivität, dem Mehrwert oder dem Kosten-Nutzen-Verhältnis der Forschungsförderung der Gemeinschaft ab. Hinzu können auch national-spezifische Variablen treten, die mitbestimmen, inwiefern der Gesundheitsforscher motiviert wird, an der gemeinschaftlichen Forschung teilzunehmen.
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Literatur
Hierfür gibt es in der Vergangenheit der Forschungssysteme Belege (vgl. OECD 1973).
In den alten Bundesländern gibt es 27 medizinische Fakultäten (Braun 1991: 142). Die medizinischen Fakultäten in den neuen Bundesländern sind teilweise noch im Aufbau begriffen.
Darunter fällt beispielsweise auch das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ).
Daneben unterhalten auch einige der größeren Stiftungen eigene Forschungsinstitute, diese fallen jedoch nicht unter die öffentliche Finanzierung.
Die Berechnungen beruhen auf den Angaben von Irvine, Martin und Isard (1990) über die Höhe der öffentlichen Forschungsfinanzierung und die Verteilung der Mittel auf universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen. Die Daten stammen aus dem Jahre 1987. Die öffentlichen Drittmittel wurden für diese Berechnung der Hochschulforschung zugeschlagen. Diese Einteilung ist nicht ganz korrekt, da die außeruniversitären Forschungseinrichtungen in steigendem Maße Drittmittel einwerben. Die den Berechnungen zugrundeliegenden Daten können Tabelle 5.4 entnommen werden.
In den Niederlanden sind die öffentlichen Mittel kein guter Indikator der relativen Bedeutung, da, wie gesagt, die institutionelle Finanzierung der TNO-Institute aus öffentlichen Mitteln so niedrig ist, daß sie ca. 50 % ihres Budgets aus anderen Quellen einwerben müssen.
Stützt man sich auf die Angaben des Statistischen Bundesamtes zu den Ausgaben für Gesundheitsforschung in Deutschland im Jahre 1987, so kommt man zu etwas anderen Ergebnissen. Nach den Angaben des Statistischen Bundesamtes (1992: 113) ergibt sich eine Relation zwischen universitärer und außeruniversitärer Gesundheitsforschung von knapp 3 zu 1.
Die Berechnungen basieren wiederum auf den Angaben von Irvine et al. 1990 und beziehen sich auf das Jahr 1987 (vgl. Tabelle 5.4).
NWO stellt einen Dachverband mehrerer Stiftungen dar, die sich jeweils auf unterschiedliche Forschungsbereiche spezialisiert haben (Geisteswissenschaften, Sozialwissenschaften, Naturwissenschaften etc.; vgl. NWO 1991: 8).
Politische Kontrolle meint hier das Interesse der Politik an der Anwendungsbezogen-heit der Forschung. Die Frage des Politikers ist, welchen praktischen Wert er für das von ihm für Forschungszwecke zur Verfügung gestellte Geld erhält (im angelsächsischen wird diese Forderung als »value for money« bezeichnet).
Die politische Förderung erfolgt in Deutschland durch den BMFT und in Großbritannien und den Niederlanden durch die Gesundheitsministerien (DH in Großbritannien und MWVC in den Niederlanden).
Aus diesem Grund sind die Hochschulen der Niederlande gezwungen, sich durch ihre Forschungsprogramme voneinander abzusetzen. Doppelforschung soll angesichts der begrenzten Ressourcen vermieden werden. Fakultäten, denen es nicht gelingt ein eigenes Profil zu gewinnen, droht die Schließung (vgl. Hazeu 1991, OECD 1987: 56).
Die hohen Rückflußquoten für Frankreich und Großbritannien im Rahmen des STD-Programms lassen sich mit der kolonialen Vergangenheit der beiden Mitgliedstaaten erklären, die dazu führte, daß das Interesse an der Tropenmedizin stärker als beispielsweise in Deutschland war.
Die Angaben der OECD sind jedoch, worauf Irvine, Martin und Isard (1990: 4f.) hinweisen, von begrenzter Aussagekraft, weil die Koeffizienten, die zur Berechnung der Vollzeitäquivalente der Forschungstätigkeit erforderlich sind, entweder nicht sehr zuverlässig sind, weil sie auf Schätzungen beruhen, oder, wenn sie tatsächlich auf detaillierten Zeitbudget-Analysen basieren, total veraltet sind. Darüber hinaus leidet die Zuverlässigkeit der Berechnungen daran, daß die Koeffizienten des öfteren aus verwaltungstechnischen oder sonstigen Gründen geändert werden.
Die Angaben der Kommission über die Anzahl der beteiligten Teams müssen im Falle von MHR4 nach dem Eindruck des Evaluationskomitees für MHR4 als zu hoch angesehen werden (vgl. Kommission der EG 1990c: 11).
Die Vergleichbarkeit wurde hier, in Anlehnung an Irvine et al. 1990, durch eine Umrechnung in US-Dollar erzielt. Die Umrechnung erfolgte nicht anhand der offiziellen Wechselkurse, sondern anhand der von der OECD (1990: 60) berechneten Kaufkraftparitäten. Es ergeben sich Werte, die teilweise von denen von Irvine et al. (1990) berechneten abweichen. Ursache hierfür ist wohl, daß die OECD ihre Indikatoren noch einmal korrigiert hat, nachdem sie sie Irvine et al. zur Verfügung gestellt hat.
Als Indikator der Entwicklung der öffentlichen Forschungsförderung wurde hier und im folgenden die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate innerhalb des angegebenen Zeitraumes berechnet. Bei diesem Indikator ist zu beachten, daß er mit der Wahl des Anfangs- und des Endzeitpunktes variiert und darüber hinaus Schwankungen innerhalb des Zeitintervalls nicht berücksichtigt.
Ein Problem bei der Berechnung der für Forschungszwecke zur Verfügung stehenden Hochschulgrundfinanzierung in Deutschland ist, daß die Kosten der medizinischen Betreuung in den Hochschulkliniken in den Hochschulfinanzstatistiken nicht gesondert ausgewiesen werden (vgl. BMFT 1993a: 540, Irvine et al. 1990: 58). Aus diesem Grund wird die Hochschulgrundfinanzierung im Bereich der medizinischen Forschung in Deutschland im internationalen Vergleich in der Regel zu hoch angesetzt. Irvine et al. (ebd.) haben deswegen ihre Daten gemäß dem Vorschlag des Statistischen Bundesamtes nach unten korrigiert. Ihre Werte sind niedriger als die vom Statistischen Bundesamt selbst für das Jahr 1987 ermittelten Werte (Statistisches Bundesamt 1992: 78). Zu niedrig angesetzt sind von Irvine et al. (1990: 72) offenbar auch, wenn man die Daten des Statistischen Bundesamtes (1992: 113) zum Vergleich heranzieht, die öffentlichen Mittel, die in Deutschland im Jahre 1987 für außeruniversitäre medizinische Forschung verwendet werden. Welche Gründe hierfür verantwortlich zu machen sind, konnte im Rahmen dieser Untersuchung nicht geklärt werden.
Optimal wäre es, wenn für solche Vergleiche ein wissenschaftspezifischer Index der Kaufkraftparitäten zur Verfügung stünde. Da ein solcher bisher jedoch noch nicht für den internationalen Vergleich entwickelt worden ist (siehe aber den NIH Biomedical Research and Development Price Index, der vom NIH in den USA verwendet wird), wurde hier der von der OECD (1990: 60) berechnete Index verwendet, den auch Irvine et al. (1990) für ihre Vergleiche benutzen.
Diese Unterstellung trifft auf die Mitarbeiter der niederländischen TNO-Institute nicht zu, die in weit höherem Maße ihre Forschungstätigkeit durch Drittmittel finanzieren müssen.
Das Budget des durchschnittlichen britischen Gesundheitsforschers (an der Hochschule) läßt sich leider nicht berechnen, da die OECD von Großbritannien nicht die erforderlichen Informationen über die Differenzierung der Hochschulforscher nach Tätigkeitsgebiet erhält. Auch wenn keine Zahlen vorliegen, ist jedoch anzunehmen, daß das Budget des britischen Gesundheitsforschers das seines deutschen Kollegen nicht übersteigt. Wie in Fußnote 14 dargestellt, ist zu berücksichtigen, daß die Daten — und damit diese Berechung — nicht als zuverlässig betrachtet werden können.
Nordrhein-Westfalen/ Minister für Wissenschaft und Forschung 1992.
Ähnliche Ergebnisse ergab auch die Befragung medizinischer Fakultäten in Deutschland von Braun (1991: 144).
DFG (1991:24). Diese Bewilligungsquote erhöht sich auf 67 %, wenn man die zurückgezogenen Anträge herausrechnet.
DFG (1991: 17).
Sie lagen bei den ersten Ausschreibungen von BIOMED und von AIM (Telematik) bezogen auf die Zahl der Anträge in etwa bei 16 %.
Es ist anzunehmen, daß dieser Rückstand nicht vollständig durch private Forschungsförderer ausgeglichen werden kann.
Vgl. die Argumentation in Kapitel 4.
Hier wurde festgestellt, daß die Bewilligungsquote bei der DFG für Gesundheitsforscher mehr als doppelt so hoch ist als bei NWO.
NWO-MW 1991: 11.
Bei der 1911 gegründeten Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft handelt es sich um den Vorläufer der Max-Planck-Gesellschaft.
Die Kehrseite dieser Selbstbeschränkung auf die grundlagenorientierte Forschung ist die Existenz gewisser Berührungsängste gegenüber der problembezogenen Forschung. Solche Berührungsängste kennt man im Ausland, wie das Beispiel der Tätigkeitsbereiche von NWO und MRC zeigt, nicht. Bei diesen Förderorganisationen vertritt man eher die Ansicht, daß es beiden Seiten, das heißt, sowohl der Politik als auch der Wissenschaft, zum Vorteil gereicht, wenn politische Förderadministrationen Kompetenzen an wissenschaftliche Förderadministrationen abgeben: Die Politik kann auf diese Weise sicher sein, daß die Implementation nach dem Kriterium wissenschaftlicher Qualität erfolgt. Und die Wissenschaft kann zeigen, daß sie sich auch mit gesellschaftlich relevanten Problemen befaßt.
So ist beispielsweise in Großbritannien durch ein Concordat geregelt, welche Interessen der britischen Gesundheitsministerien der MRC wahrzunehmen hat (DH/ MRC 1991).
Zitiert nach Hohn/ Schimank 1990: 126.
Diese Wahrnehmung spiegelt sich auch in den Einstellungen manch eines politischen Forschungsförderer wider, der der Ansicht ist, daß es dem deutschen Forscher auch im Rahmen der politisch motivierten programmgebundenen Förderung zu einfach gemacht werde. Antragsteller seien häufig nicht willens oder in der Lage, ihr Projekt den Zielen des Programms anzupassen.
Der Adressenbestand der Verteiler dieser Kontaktpersonen hat in allen drei Mitgliedstaaten in etwa den gleichen Umfang an Adressen (der niederländische Verteiler umfaßt ca. 85 % des Adressenumfangs des deutschen oder des britischen Verteilers).
KOWI steht für Koordinierungsstelle EG der Wissenschaftsorganisationen.
UKRHEEO steht für United Kingdom Research and Higher Education European Office.
Das sind die Research Councils in Großbritannien und DFG, MPG, FhG u.a. in Deutschland.
Während britische Hochschulen und Forschungseinrichtungen für die Inanspruchnahme der Dienste von UKRHEEO einen jährlichen Beitrag zu leisten haben, ist die Inanspruchnahme von KOWI für deutsche Hochschulen und Forschungseinrichtungen kostenlos. Man könnte die These aufstellen, daß gerade die zu leistenden Kosten ein größeres Interesse der Institutionen an der Arbeit ihrer Informationsstelle erwecken.
Der Vorteil dieser Strukturen ist, daß sie informellen Charakter haben. Das bedeutet, daß sie sehr effizient sind, weil die Informationen nicht, wie es bei formalen Kommunikationsstrukturen der Fall ist, vorgezeichnete Wegen nehmen müssen, sondern flexibel dahin fließen können, wo sie am ehesten Verwendung finden.
In Großbritannien richtet sich die Höhe der Grundfinanzierung der Universitäten durch den University Funding Council auch nach dem Umfang der eingeworbenen Drittmittel. Die Drittmitteleinwerbung wird somit mit einer höheren Grundausstattung belohnt (Braun 1992).
Diese Situation dürfte sich jedoch aufgrund der Mittelverknappung infolge der Wiedervereinigung Deutschlands ändern.
Vgl. kowi-aktuell, Nr. 3, 30.03.1992.
Auch ihre Ausstattung entspricht häufig nicht den Erfordernissen ihrer Tätigkeit; so fehlt beispielsweise dem EG-Referenten an der Universität Heidelberg, an der dieses Projekt bearbeitet wurde, der für die schnelle Informationsbeschaffung und -Vermittlung unerläßliche PC mit E-mail-Anschluß.
Kommission der EG, DG XII-E-4: Newsletter Biomedical & Health Research. Der Newsletter hat eine Auflage von 50.000 Exemplaren.
Interessant ist, daß auch deutsche Forschungsförderer angesichts der steigenden Bedeutung der Forschungsprogramme der EG die Notwendigkeit sehen, den deutschen Forscher in dieser Hinsicht zu erziehen, d.h., ihm explizit die Begründung des Beitrags seiner Forschung zu den Zielen des Forschungsprogramms abzuverlangen. Dies ist, nach der Aussage eines Interviewpartners, beispielsweise die Logik des medwis-Programms des Projektträgers GSF/medis.
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Behaghel, K., Braun, D. (1994). Die Beteiligung deutscher Forscher an den Gesundheitsforschungsprogrammen der EG. In: Forschungsförderung der Europäischen Union. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92533-6_6
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