Zusammenfassung
Als der Pay-TV-Sender HBO España im September 2020 mit einem gigantischen Plakat auf der Madrider Prachtstraße Gran Vía für die bevorstehende Ausstrahlung der Serie Patria nach dem gleichnamigen Bestseller-Roman Fernando Aramburus warb, war die Aufregung groß. Auf der einen Seite des Doppelplakats mit Szenen aus der Verfilmung war eine im strömenden Regen auf der Straße knieende Frau zu sehen, die ihren von der ETA ermordeten Ehemann im Arm hielt, auf der anderen Seite ein nackter, auf dem Fußboden zusammengekauerter und offensichtlich gefolterter ETA-Häftling mit drei Zigarette rauchenden Polizisten im Hintergrund, darüber jeweils der Werbeslogan „Todos somos parte de esta historia“ („Wir sind alle Teil dieser Geschichte“). Die Empörung über dieses Plakat entzündete sich vor allem an der vermeintlichen Gleichsetzung des Leids von Tätern und Opfern und der Anspielung auf eine vage kollektive Verantwortung, die an die relativierenden Sprachregelungen aus der Zeit der Franco-Diktatur und des Übergangs zur Demokratie, der Transición, in Bezug auf den Spanischen Bürgerkrieg erinnerte. Die Ausstrahlung der Serie selbst, die sich eng an der Romanvorlage orientiert und durchweg gute Kritiken erhielt, ließ solche Befürchtungen jedoch rasch gegenstandslos werden.
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von Tschilschke, C. (2022). Fernando Aramburu: Patria (2016). In: Wegmarken der spanischen Literatur des 21. Jahrhunderts. Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin. https://doi.org/10.37307/b.978-3-503-20995-8.16
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