Zusammenfassung
Der von der sRT intendierte Gegenstandsbereich ist die physische Ereignismenge und ihre Struktur unter dem Aspekt der sRT. Wir bezeichnen ihn als das Universum der sRT, U p0 (sRT). Mit dem Index 0 bezeichnen wir eine bewusstseinstranszendente Menge physischer Ereignisse und ihrer Strukturen, mit dem Index p „physisch wirkend“. Im folgenden lassen wir „(sRT)“ fort, sofern nicht etwas anderes gesagt ist. Die Menge der U p0 -Ereignisse bezeichnen wir mit (Po) die Menge aller U 0-Strukturen mit (σ0).
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Literatur
Das C-Feld Margenau’s. Siehe H. Margenau, Open vistas, a.a.O., p. 16.
E. Husserl, Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie, 1. Buch, Martinus Nijhoff, Den Haag 1950, pp. 76 ff, pp. 203 ff.
M. Planck, Ann. d. Phys. 26 (1808), 1. Die Thermodynamik hat ihren eigenen, vom Entropiebegriff beherrschten Bereich (M. v. Laue, Die Relativitätstheorie, Bd. 1, Vieweg, Braunschweig, 5. Aufl. 1955, S. 174). Die Lorentz-Invarianz der Entropie lässt sich sowohl aus der Proportionalität zwischen Entropie und dem Logarithmus einer ganzzahligen thermo-dynamischen Wahrscheinlichkeit (Boltzmannsches Prinzip) als auch aus der Umkehrbarkeit aller rein mechanischen, den inneren Zustand des Körpers nicht beeinflussenden Beschleunigungen ableiten. Da die Entropie bei diesen konstant bleibt, ist sie nach Planck invariant, denn eine physikalische Grösse, die von den Bewegungen ihres Trägers unabhängig ist, ist Lorentz-invariant (v. Laue dto.).
Zur Axiomatisierung siehe A. A. Robb, A Theory of Time and Space, Cambridge 1914; The absolute Relations of Time and Space, Cambridge 1921; Geometry of Time and Space, Cambridge 1936. H. Reichenbach, Axiomatik der relativistischen Raum-Zeit-Lehre, Braunschweig 1924; Philosophie der Raum-Zeit-Lehre, Berlin 1928. K. Schnell, „Eine Topologie der Zeit in logischer Darstellung“, Diss., Münster 1938. A. D. Aleksandrov, „Teorija otnositel’nosti kak teorija absoljutnogo prostranstva-vremeni“. In Filosofskie voprosy sovremennoj fiziki, Moskau 1959.
„Unsere Sinnesorgane transformieren physikalisch-chemische Energien in Störungen des biologischen Gleichgewichts von Nervenzellen, die sodann als elektrische Impulse in den sensorischen Bahnen weiter geleitet werden und die schliesslich zur Erregung bestimmter Ganglienzellen in der Hirnrinde führen... Diese physiologische Schilderung des Wahrnehmungsvorgans lässt nur schwer erkennen, wieso wir uns im Wachzustand stets Dingen, Lebewesen und Ereignissen gegenüber befinden, nicht aber bloss dem sehr feinkörnigen Mosaik isolierter Reize“ R. Hofstaetter, „Psychologie“, Das Fischer Lexikon, Aufl. 1957, S. 322.
Insofern eine Theorie auch die Erlebnisse, Imaginationen und Messungen in der Bio- und Psychosophäre umfasst oder zum mindesten voraussetzt, nehmen wir an, dass die Noosphäre diese Sphären zum Teil überlagert. Dies aber ist kein Problem der Physik-Philosophie.
A. Einstein, Grundzüge der Relativitätstheorie, 1. Aufl. Vieweg, Braunschweig 1956, S. 1, 2, 10, 11, 18; Ueber die spezielle und allgemeine Relativitätstheorie, 17. Aufl. Vieweg, Braunschweig 1956, S. 15.
Grundzüge, a.a.O., S. 1.
a.a.O.S. 18/19.
Diese so erlebte Zeit hat noch nichts Intersubjektives an sich und erst recht keine intersubjektiv mitteilbare Metrik. Wir müssen vielmehr besondere Korrespondenzregeln aufstellen, um innerhalb der theoretischen Sphäre des Individuums das amorphe Zeiterlebnis mit Ereignissen in (math) in Verbindung zu setzen. Das kann auf sehr verschiedene Weise geschehen, man denke nur an die unterschiedlichen Typen von Zeitgebern. Die physikalische Zeit muss also erst durch Korrespondenzregeln aus der Erlebniszeit kreiert werden.
I. Kant, a.a.O., B 233 f. Für eine historische Darstellung s. H. Mehlberg, Essai sur la théorie causale du temps. I. La théorie causale du temps chez ses principeaux représentees. Studia Philosophica I, Leopoli 1935.
K. Schnell, a.a.O.
Zeitliches Erleben haben natürlich auch Tiere und vermutlich Pflanzen. Aber sie kennen kein Zeit-Defizit, sie leben nicht in der Sorge um die Nutzung der Zeit. Dies ist kein Problem der Abstraktion des Zeitbegriffs, sondern des Erlebens der Zeit als eines für die Existenz bedrohlichen Faktors.
Man sollte annehmen, dass es eine Übersetzung (math) gibt, welche die physische Zeit imaginiert. Diese ist uns aber gar nicht als direktes Datum zugänglich. Nur Erlebnisse sind das Material der Imagination.
Man kann entgegenhalten, das Abzählen des Uhrtickens sei bereits die gemessene Zeit, eine Verräumlichung sei eine im allgemeinen unnötige Spezialvorschrift der sRT. Ich verdanke diesen Einwand Professor Margenau. Nun setzt das Abzählen das Gedächtnis voraus. Der sinnesphysiologische Informationsreiz wird in den Ribonukleinsäuren bzw. Ribonu-kleinproteinen bestimmter Nervenzellen gespeichert. Der Gedächtnisreiz veranlasst dabei eine bestimmte räumliche Anordnung der vorgefertigen Eiweissbausteine. Wie bei allen biologischen Informationssystemen legt die Sequenz dieser Bausteine die gespeicherte Information fest: Sie bildet einen Code. Stimmt diese Vorstellung, so ist auch das Abzählen eines Uhrtickens nur möglich, weil wir das je vorhergehende Ticken mit einer bestimmten Zahl fixiert im Gedächtnis speichern und später für die Fixierung der nächstfolgenden Zahl an das nächstfolgende Tickgeräusch mobilisieren. Das geschieht aber durch räumlich gelagerte Sequenzen in den Gedächtnismolekülen. In diesem Sinne setzt das Abzählen der Zeitmarkierungen den Raum bereits voraus. Das impliziert aber noch nicht die räumliche Vorstellung, d.h. den Raum als Nachricht der Sequenz. Darin hat Prof. Margenau zweifellos recht.
Man könnte einwenden, dass doch unsere Zeiterlebnisse der Reihe nach durch die Zeigerstellung einer Uhr benannt werden und damit gemessen werden können. Eine physikalische Zeitmessung abstrahiert aber gerade von den Zeiterlebnissen und sucht nach einer (freilich in Erlebnisse rückübersetzbaren) objektiven Zeit.
Sicher kann man die Gleichförmigkeit intersubjektiv prüfen, indem man Zeitintervalle von verschiedenen Personen messen lässt. Aber das setzt ja gerade voraus, dass es einen bewusstseinstranszendenten Schematismus gibt, der überhaupt in gleiche Intervalle eingeteilt werden kann. Beispiel: Zwei Physiker A und B beobachten die Zahl ihrer Herzschläge mithilfe eines Elektrokardiogramms. Sie verzichten darauf, eine Uhr zu benutzen. Dann kann die Zeit dadurch gemessen werden, dass etwa der ältere der Physiker seinen Puls als Normalzeitmass benutzt und der jüngere die Zahl seiner Herzschläge mit jener des älteren vergleicht. Beide beginnen gleichzeitig zu zählen und hören gleichzeitig damit auf. Dann ist etwa die Zahl 100 des Jüngeren mit der Zahl 120 des Älteren nur dann sinnvoll zu vergleichen, wenn beide annehmen, dass im Prinzip überhaupt gleiche Zahlen beobachtet werden können. Anderenfalls könnten beide voraussetzen, dass ihre subjektiven Intervalle auf jeden Fall das Einheitsmass abgeben und es gar keinen Sinn hat, mit dem Einheitsmaß des anderen zu rechnen. Dann wäre jedes Eigen-BS der Beobachter das einzig mögliche, es gäbe also keine Transformation der Intervalle des einen auf die des anderen. Eine solche Zeitmessung wäre solipsistisch und keiner Intersubjektivität fähig.
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Müller-Markus, S. (1971). Der Imperiale Pluralismus. In: Protophysik. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-017-6550-3_3
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