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Beilage. Husserls „Transzendentale Ästhetik”: Weltontologie oder Hermeneutik der Vorprädikativ Erfahrenen Welt?

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Sinn und Inhalt in der Genetischen Phänomenologie E. Husserls

Part of the book series: Phaenomenologica ((PHAE))

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Zusammenfassung

Die Konstitution des Gegenstandessinnes und des Gegenstandes schlechthin (im phänomenologischen Verstande als leibhaftig Selbstgegebenes und identisches Substrat von Prädikationen) läßt sich erst klären, wie wir zeigten, wenn die intentionale Analyse in die vorkonstituierten Sinneshorizonte der jeweiligen aktiven und passiven Sinngebungen eindringt. Da nun die „Welt” der vorprädikativen Erfahrung als universaler Sinneshorizont und korrelativ die „Welterfahrung” als letzte Instanz der Sinnesauslegung erwiesen wurden, so nimmt die Wissenschaft von der vorprädikativ erfahrenen Welt eine fundamentale Stellung innerhalb der transzendentalen Philosophie ein.

Die vorliegende Arbeit, ursprünglich als eine Dissertation konzipiert, sollte nach dem ursprünglichen Plan durch Untersuchungen zum Thema „Weltapperzeption” und „transzendentale Ästhetik” abgerundet werden. Es zeigte sich aber nachgerade, daß die für diese Arbeit geplanten Grenzen bei weitem überschritten werden müßten. Solche Untersuchungen verlangen nämlich eine systematische Aufbereitung von Hus-serls unveröffentlichten Texten zu diesem Thema und eine umfangreiche Interpretationsarbeit. Sie werden also ihren geeigneten Platz in einem neuen Buch finden. Die folgende Beilage ist ein partieller und vorläufiger Ertrag aus unserer Beschäftigung mit der Thematik der Sinnkonstitution anhand von Husserls Manuskripten zur transzendentalen Ästhetik. Wir haben uns zur Veröffentlichung dieser Beilage aus zwei Gründen entschlossen: I. sie vertieft (im Vergleich mit dem bisher von uns Dargelegten) das Verständnis der Thematik der logischen Sinneskonstitution, und 2. sie zeichnet die Richtung künftiger Untersuchungen zum Thema Sinnkonstitution — Weltapperzeption vor.

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Referenzen

  1. Zur Rolle der signitiven Leerintention in der Konstitution des identischen Gegenstandes vgl. oben S. 96 ff.

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  2. Insofern das wissenschaftliche Denken die Erfahrungen, die es beim Experimentieren macht, als Zeichen der objektiven „Natur” der Dinge deutet, darf es als eine „Interpretation” der Erfahrung bezeichnet werden.

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  3. Vgl. Erfahrung und Urteil, S. 52.

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  4. Vgl. unten S. 209 f.

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  5. Wir zitieren im folgenden ausgiebig von diesem Text (entstanden circa 1930), da er noch nicht veröffentlicht wurde und deshalb schwer zugänglich ist.

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  6. Daß die Wissenschaft — der Erfahrung gegenüber — eine „hermeneutische Sprache” verwendet, wird von Philosophen, die aus entgegengesetzten Richtungen des philosophischen Denkens kommen, auch erkannt und kräftig zu Ausdruck gebracht. Vgl. z.B. Jean Ladrière, „La théologie et le langage de l’interprétation,” Rev. Phil, de Louvain, 1970, 3, pp. 241–267. Wir zitieren folgenden Passus, der unseres Erachtens mit den phänomenologischen weltontologischen Analysen in Einklang steht: „La science tend à s’accorder à des aspects de la réalité sur lesquels nous pouvons obtenir des indications par l’intermédiaire de nos appareils sensoriels. Mais elle ne vise pas pour autant à reconstituer le système total des phénomènes. Ce n’est pas du tout le vécu qui l’intéresse, mais la structure du monde, autrement dit son aspect logique. Elle détermine à l’avance ce qu’elle espère atteindre, grâce à une schématisation abstractive qui répond à une ontologie implicite, selon laquelle l’étoffe de l’univers visible est de nature logique. Bien entendu cette ontologie ne peut être tenue pour vraie à l’avance; elle représente une sorte de croyance préalable, qui doit être mise à l’épreuve dans la réalisation même du dessein qu’elle sous-tend. La perception n’est invoquée que pour nous donner indirectement des informations sur la structure que nous essayons de reconstituer. Mais, comme on l’a déjà souligné plus haut, elle ne peut founir ces informations qu’à la condition d’être interprétée elle-même au moyen d’un langage adéquat. Or ce langage doit être approprié à la nature présumée de la réalité visée, autrement dit il doit être conforme aux présuppositions ontologiques selon lesquelles s’effectue le déchiffrement de l’univers. Il ne peut donc être que le langage des mathématiques. Comme on peut dire que l’ontologie préalable est elle-même une sorte d’interprétation globale, on est amené à distinguer deux niveaux de l’interprétation: il y a l’interprétation fondatrice, qui ouvre le domaine à l’intérieur duquel pourra se déployer l’entreprise théorique et fournit à l’avance la justification de celle-ci, et il y a l’interprétation effectuante, qui remplit pour ainsi dire progressivement le cadre ainsi établi en élaborant effectivement des théories dont elle s’efforce d’établir critiquement la validité” (S. 256). In Anknüpfung an K. Popper und P. Feyerabend, zeigt Ladrière, daß „même dans les sciences empiriques, nous n’atteignons jamais des faits purs, indépendamment du langage, que nous ne pouvons parler de faits qu’en les interprétant, que le langage de la science doit donc être considérée comme un langage hernéneutique” (S. 253).

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  7. Das Manuskript trägt die Signatur A VII 14 und die Aufschrift: Transzendentale Ästhetik. Es enthält Texten, die zwischen 1920 und 1929 konzipiert wurden.

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  8. „Aber es genügt zunächst das für uns, daß wir, wo immer wir unser Leben fassen, ,die’ Welt finden als die unsere und zunächst als die immerfort erfahrene und erfahrbare, als in unserer Vergangenheit immerfort erfahrene und erfahrbar gewesene und selbstverständlich voraussichtlich, immer ebenso sein werdende” (A VII 14, S. 2 b). „In diesem Wechsel erhält sich doch ,die Welt’ in identischem Sein, oder was dasselbe, in durchgehender Identitätsgeltung. Die Welt ist und bleibt dieselbe, nur bedarf sie nach dem, was in ihr ist und was ihre Beschaffenheit anlangt, der Korrektur” (a.a.O., S. 3 a). „Was wir in abstraktiver Beschränkung auf die Erfahrungswelt des Einzel-Ich beschrieben haben, gilt offenbar fort, auch wenn wir zum Wir übergehen, also wenn wir uns in Gemeinschaft mit anderen Erfahrenden voraussetzen und schließlich dazu übergehen, diese Gemeinschaft beliebig zu erweitern. (...) Immer bleibt dies erhalten, daß eine gemeinsame Welt erfahren ist, und das gilt uns auch als selbstverständlich, daß gegenüber den Differenzen im Geltungsbestand dieser Welt, also den Unstimmigkeiten unserer und fremder Erfahrungen, doch ein Ausgleich durch herzustellende Einstimmigkeit möglich ist” (a.a.O., S. 3 b).

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  9. „Aber den Weltglauben habe ich doch, als den durch alle bisherige Erfahrung in ihrer universalen Verknüpfung hindurchgehenden an ,diese’ Welt, an eine Einheit, für die eine universale Formstruktur vorgezeichnet ist ...” (A VII 14, S. 32a).

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  10. „Eine Beschreibung der Erfahrungswelt, eine allgemeine, typisierende Beschreibung, die mir die Welt nach ihren durchgehenden typischen Strukturen enthüllt, ist natürlich eine Leistung des Denkens. Aber was ich dabei leiste und in der höheren Stufe zu neuartiger Selbstgegebenheit bringe: Begriffe und Sätze über die Natur, schließlich in eidetischer Betrachtung die Wesensgesetzmäßigkeit einer Welt überhaupt — formaliter spectata —, das ist eben reine Beschreibung auf dem Grunde möglicher reiner Erfahrung (was eigentlich eine Tautologie ist)” (A VII 14, S. 4 a).

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  11. „Systematische Gliederung der anschaulichen Welt nach Regionen (konstitutiven Kategorien); es sind die obersten Regionen möglicher Deskription, es sind also die radikalen deskriptiven Regionen; Oberbegriffen der deskriptiven Wissenschaft. Das Apriori der anschaulichen Welt: Die a priori möglichen Welten (individuell anschaulichen Welten), das in exemplarischen Anschauungen von Objekten der betreffenden Region in freier Variation erfaßbare Wesen, in reinen Begriffen expliziert. Nehmen wir den Ausdruck transzendentale Ästhetik in denkbar weitesten Sinn, so würden diese entsprechenden Welten die gesamte Wesenslehre möglicher anschaulicher ,Objektivität’ überhaupt umspannen” (A VII 14, S. 14 a-b).

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  12. „Die Frage der Ontologie ist, was gehört zum Wesen der Welt und einer Welt überhaupt” (A VII 14, S. 32b).

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  13. „Subjektiv bestehen immerzu Offenheiten, unbeantwortete und nicht zu beantwortende Fraglichkeiten, an sich aber ist alles bestimmt, — die Welt ist Idee, korrelativ der Idee der im Leben beständig motivierten Bestimmtheit. Im Sinn der Erfahrung, in der Struktur des Erfahrungsglaubens, des universalen in seiner Gesamtstruktur, ist nun der Sinn der Welt einer allgemeinen Formstruktur nach vorgezeichnet. Ich habe nie für alles eine Bestimmung durch einen darauf expreß gerichteten in Erfahrungszusammenhang motivierten Glauben. Und wenn ich einen Glauben habe, so weiß ich sehr wohl, daß es ein Glaube auf Kündigung ist, der eventuell der Korrektur, eventuell sogar der Preisgabe gewärtig sein muß. Aber den Weltglauben habe ich doch, als den durch alles bisherige Erfahrung in ihrer universalen Verknüpfung hindurchgehenden an ,diese’ Welt, an eine Einheit, für die eine universale Formstruktur vorgezeichnet ist, und hinsichtlich der möglichen Erfüllung die Art, wie die Kenntnisnahme und der Weg dazuhin aussehen müßte” (A VII 14, S. 31 a-32 a).

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  14. „Fragen wir also ganz empirisch: Was für ,Weltvorstellung’ haben wir Menschen heutzutage oder hatten die Menschen immer ? — so kann das zunächst allerdings bloß diejenige Vorstellung oder, konkreter gesprochen, diejenige allgemeine Weltmeinung betreffen, die die Menschen sich im Lauf der Erfahrung und in ihr motiviert, von der Welt gebildet und in ihren sprachlichen Fixierungen, darunter in ihren mytischen Urteilen oder in ihren philosophischen, angesprochen haben. Es kann aber auch heißen, was für allgemeine Weltvorstellung, was für allgemeine Meinung in allgemeiner Weltanschauung ergibt sich und ergibt sich notwendig, wenn wir uns irgendwelche Menschen in rein doxischer Einstellung, in einem ,rein theoretischen Interesse* Welterfahrend denken und uns nun ausdenken, was sich für die erfahrene Welt notwendig ergeben muß, wenn überhaupt die erfahrende Setzung (oder »Meinung’) in Form konsequenter Bewährung (eventuell durch Korrekturen hindurch) verlaufen würde” (A VII 14, S. 33 a).

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  15. Husserl bestimmt ausdrücklich die Welt als „Gegenstandsmannigfaltigkeit,” „Gegenstandssystem” in A VII 14. Siehe S. 30 a.

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  16. „Subjektiv bestehen immerzu Offenheiten, unbeantwortete und nicht zu beantwortende Fraglichkeiten, an sich aber ist alles bestimmt, — die Welt, ist Idee, korrelativ der Idee der im Leben beständig motivierten Bestimmtheit. Im Sinn der Erfahrung, in der Struktur des Erfahrungsglaubens, des universalen in seiner Gesamtstruktur, ist nun der Sinn der Welt einer allgemein Formstruktur nach vorgezeichnet” (A VII 14, S. 31 a).

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  17. Vgl. A VII I, S. 3a.

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  18. Vgl. E. Tugendhat, Der Wahrheitsbegriff bei Husserl und Heidegger, S. 254, und Paul Janssen, Geschichte und Lebenswelt (Phaenomenologica 35), S. 200.

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de Almeida, G.A. (1972). Beilage. Husserls „Transzendentale Ästhetik”: Weltontologie oder Hermeneutik der Vorprädikativ Erfahrenen Welt?. In: Sinn und Inhalt in der Genetischen Phänomenologie E. Husserls. Phaenomenologica. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-017-6538-1_7

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